Es ist ein Ungetüm, fraß 1500 Liter Heizöl, um Gras von einem Hektar zu trocknen und kam deshalb nie über den Versuchsbetrieb hinaus. Heute steht die Claas Apollo im Deutschen Landwirtschaftsmuseum Hohenheim und die Dimensionen der Landmaschine ist noch immer beeindruckend. Anfang der 1970er wurde sie entwickelt, besitzt eine riesige Trommel, die mit Heißluft das Grünfutter trocknet und macht daraus Briketts. Kraftfutter vom eigenen Feld. In einer Stunde wurde Gras zu Heu mit dieser stationären Trocknungsanlage. Heute ist sie eine Kuriosität in der Landwirtschaft. Die Oldtimer Landmaschine zeugt vom Erfindergeist einer Epoche.
Ein Film aus der Reihe "Kuriositäten aus der Landwirtschaft", einer Unser Land Serie von 2011.
Autor: Christoph Schuster
Unser Land im Internet: [ Ссылка ]
Folgt uns auch bei Facebook: [ Ссылка ]
BEITRAGSTEXT / MANUSKRIPT
Nicht nur Form und Ausmaße dieser Maschine erinnern an eine Mondrakete, auch ihr hochfliegender Name:
Apollo! Anfang der 1970er Jahre entwickelt und beinah wie die Raumfahrt als Errungenschaft gepriesen, legte dieser mobile Grünfuttertrockner aufgrund seines enormen Heizöl-Durstes alsbald eine Bruchlandung hin. Heute als landwirtschaftliches Kuriosum im Museum Hohenheim, fasziniert seine Technik immer noch Direktor Klaus Herrmann und den ehemaligen Apollo-Maschinisten Helmut Gehrung.
1972 lief der Apollo - ganz im Rationalisierungs-Trend der Zeit – im „Ein-Mann-Betrieb“.
Die gewaltige Maschine wurde direkt zum Futter an den Feldrand gebracht, wo der Landwirt den Vorratsspeicher mit Erntegut befüllte.
Vollautomatisch beschickte der Apollo seine riesige Trommel, eine Art Superföhn, der mit Heißluft das Grüngut trocknete. Während binnen einer Stunde Gras zu Heu wurde, konnte sich der Landwirt um die nächste Ernte kümmern.
O-Ton Helmut Gehrung, Maschinist: „Es war eine interessante Sache, man war wetterunabhängig, man konnte mähen und sofort einfahren, rund um die Uhr, wenn’s Personal mitgemacht hat ... das schlimme war halt, die Technik hat geklappt, die Technik ist gelaufen, dann kam halt der Ölschock und dann war eigentlich die Sache am Boden.“
Der Ölschock 1973! Die Scheichs drehten den Ölhahn zu und die Heizölpreise kletterten auf 30 Pfennig pro Liter, für den Apollo ein Fiasko: Um Schnittgut von einem Hektar zu trocknen verfeuerte er etwa 1500 Liter Heizöl, den Jahresverbrauch eines Einfamilienhauses. Der Apollo war unwirtschaftlich, bevor er über den Versuchsbetrieb hinauskam. Das Museum Hohenheim konnte das Gerät gerade noch vor der Verschrottung retten:
OT Klaus Herrmann, Landwirtschaftsmuseum Hohenheim: „Ja also, natürlich bin ich sehr stolz auf dieses Gerät, das ist weltweit der einzig erhalten gebliebene Claas-Apollo ... und Claas Apollo, Apollo steht für Weltraumfahrt. Das war eine neue Dimension der Grünfuttertrocknung!“
Eine Dimension die auf landwirtschaftlichen Wegen für Aufsehen sorgte! Zumal sich wegen des Durstes des Apollo noch ein Tankwagen in die Kolonne einreihte.
OT Herrmann:
„Die Kolonne besteht aus vier unterschiedlichen Fahrzeugen, brauche ich vier Trecker für. Wir haben ausgerechnet, wenn ich diese Einheiten alle hintereinander stelle, dann habe ich einen Zug von 40 Metern und das ist im Grunde genommen wie ein Zirkus gewesen, war ja eine mobile Trocknungsanlage und wenn der dann einen Standortwechsel vornahm, dann war die Straße zu!“
Vorratswagen, Trockentrommel mit Brikettpresse, Brikettkühler und Brikettförderband.
Pro Stunde verdampfte der Apollo 2, 7 Tonnen Wasser aus dem Schnittgut und produzierte so 800 Kg Heupresslinge.
Diese waren leicht zu transportieren und anschließend zu lagern! Aber nicht nur deshalb war dieses Trockengrünfutter bei den Landwirten beliebt.
OT Herrmann,: „ ... weil das Endprodukt, diese Heubriketts, Heupellets oder wie auch immer top sind! Mir hat einer mal gesagt, das sind Energieriegel für Kühe und die bringen verbrauchte Kraft sofort zurück, das wollen die Bauern haben!“
Statt teurem Kraftfutter vom Handel, Kraftfutter vom eigenen Feld, überdies leicht zu dosieren - das war die große Idee der mobilen Trocknungsanlage. ... Nur wenn man Energie sparen wollte, hatte der Apollo hie und da so seine Tücken.
O-Ton Helmut Gehrung, Maschinist: „Also Trommeltemperatur war so 800 Grad etwa, (...) dann gabs auch mal einen Trommelbrand, das Futter, das drin war, war halt verbrannt., aber es war nichts größeres passiert.“
Ein harmloses Malheur wie ein Trommelbrand hätte dem Erfolg des Apollo kaum geschadet. Doch während stationäre Trocknungsanlagen auf alternative Energien wie Holz umstellen konnten, war das für einen mobilen Trockner keine Option. Deshalb steht der Apollo heute hinter der Museumsabsperrung. Er war für höchstens 15 Pfennig pro Liter Heizöl von seinen Konstrukteuren entworfen. Angesichts heutiger Ölpreise kann diese gewaltige Maschine nur noch das Panoptikum der Kuriositäten aus der Landwirtschaft bereichern.
