Dir werden Insekten ins Essen gemischt ohne dass du es mitbekommst. Ein neues EU-Gesetz erlaubt es, Insekten als Lebensmittel einzusetzen. So finden sich die Krabbeltiere demnächst wohl sogar im Bier. Im Fleisch sowieso. Und das gilt auch für vegane Fleischersatz-Produkte. Die Wogen gehen hoch und die EU und der öffentlich Rechtliche versuchen zu beruhigen.
Was sind die Hintergründe der Aufregung? Stimmen die Headlines? Was genau geht da ab? (und kann man davon als Investor profitieren). Ich habe recherchiert.
Die Europäische Kommission hat bereits 2021 die erste Insektenart – nämlich Mehlwürmer und kurze Zeit später auch Heuschrecken als Lebensmittel zugelassen. Dies ging an der breiten Öffentlichkeit aber ziemlich unbemerkt vorbei.
Und nun 2023 wurden Hausgrillen und Larven des Getreideschimmelkäfers – auch bekannt als Buffalowürmer als Neuartige Lebensmittel zugelassen. Und diesmal ist ein regelrechter Shitstorm ausgebrochen,– warum?
Weil aufmerksame Beobachter ein kleines Detail bemerkt haben – in der Verordnung der Zulassung wird auch gestattet die Insekten anderen Lebensmitteln beizumischen. Das sind unter anderem: Teigwaren, Suppen, Soßen, Fertigprodukte, Bier, Fleisch, und durchaus brisant – vegane Fleischersatzprodukte.
Die EU veröffentlicht diverse Artikel welche „Bedeutung Insekten künftig für eine gesündere und nachhaltigere Ernährung und für den Umweltschutz haben werden.“ Und die Tagesschau versucht ihren Zusehern zu vermitteln dass sie lernen müssen ihr Ekelgefühl gegenüber Insekten zu überwinden.
Werden dir jetzt Mehlwürmer in deinen Burger gemischt?
Die kurze Antwort: vorerst sicher nicht.
Die Preise sind das Problem. Die Produktionsmengen in Europa sind sehr überschaubar im Vergleich zu Fleisch und es gibt auch keine Subventionen.
Es muss momentan also niemand Angst haben, dass durch die neue EU-Verordnung Grillenpaste in Produkte hineingemischt wird, um Verbraucher zu täuschen. Jeder, der das aktuell verwendet, wird das ganz groß und dick auf die Packung drucken, weil das Produkt dadurch viel teurer wird.
Sobald große Lebensmittelkonzerne da mitmischen und die Produktion hochfahren, wird logischerweise auch der Preis fallen.
Um preislich interessant zu werden müsste aber auch Fleisch viel teurer werden, denn noch liegen Welten zwischen dem Preis von Fleisch und Insekten.
Und noch etwas steht dem Einsatz von Insektenmehl entgegen. Soja ist extrem billig, das kostet 500 Euro die Tonne. Da kommen Insekten nicht heran, die kosten mindestens das Fünffache, selbst wenn sie hierzulande hergestellt werden.
Was sind nun die Gründe für das neue Gesetzte und was sind ganz objektiv die Vorteile von Insekten wenn sie sowieso viel teurer sind als Fleisch?
Zwei Gründe: Angst vor Lebensmittelknappheit in der Zukunft und Klimaziele der EU.
Laut Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) drohen aufgrund des Bevölkerungswachstum und der steigende Nachfrage nach Eiweiß in der wachsenden Mittelschicht in Entwicklungsländern bald Engpässe bei der Lebensmittelversorgung.
Warum ist das für die EU ein Problem? Weil Europa zurzeit 78 Prozent des Proteinbedarfs importiert.– zum Beispiel durch Soja oder Fischmehl. Die Strategen in der europäischen Kommision haben Angst, dass diese Importe nach Europa einbrechen könnten wenn die Exportierenden Ländern die Nahrungsmittel für ihre eigene explodierende Bevölkerung benötigen.
Und was haben Insekten mit dem Erreichen der Klimaziele zu tun? Der Wasserverbrauch, CO2 Verbrauch und auch der Verbrauch an pflanzlichem Eiweiß in der Zucht von Insekten beträgt einen Bruchteil dessen was unsere klassische Nutztierhaltung verbraucht. Bei Rindern sprechen wir vom Faktor 30. Das ist also ein gewaltiger Unterschied.
Außerdem werden in Südamerika und Asien werden für die Anbauflächen für Exportware nach Europa ganze Wälder abgeholzt. Insekten könnten das – so die Hoffnung der EU -zumindest teilweise ersetzen
Aber es gibt durchaus auch Kritik.
Kritiker verweisen auf die hohe Belastung mit Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden in der Nahrung, die so künftig auf unseren Tellern landen wird. Die erlaubte Mischung enthält nämlich bis zu 5mg Cyanid/kg.
Und wer allergisch auf Krebs-, Weichtiere oder Hausstaubmilben reagiert, könne eine solche Reaktion auch bei Insekten zeigen. Durchaus ein Problem wenn sich ein Alergiker nichtsahnend einen Hamburger reinzieht.
Aber die Hauptkritik ist eine andere. Fast 90% der Menschen wollen einfach keine Insekten essen. Der Ekel ist hier nur einer von diversen Gründen die Menschen bei einer Umfrage des Umweltbundesamtes angaben.
Was musst du also in der Zukunft tun wenn du ganz sicher gehen willst keine Insekten beigemischt zu bekommen? Aufmerksam die Packungsbeilage lesen. Denn Insekten sind wie andere Zutaten auch kennzeichnungspflichtig. Sie müssen in der Zutatenliste aufgeführt werden.
Dabei müssen der deutsche und der lateinische Name der Insektenart angegeben werden.
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