Stottern ist eine Störung des Redeflusses, die besonders bei jungen Menschen häufiger auftritt. Ralph Caspers erklärt, wie Stottern entsteht, welche Formen es gibt und warum bewusstes Stottern beim Sprechen helfen kann, weniger zu stottern.

Früher dachte man, Stottern habe mechanische Ursachen: Die Worte würden beim Sprechen im Mund "steckenbleiben". Diese Annahme führte zu brutalen Apparaturen, die angeblich die Fehlfunktionen im Mund korrigieren sollten. Das klappte teilweise sogar – allerdings nur für kurze Zeit. Vermutlich waren die Stotterer durch die Apparaturen abgelenkt. Aber kaum hatten sie sich daran gewöhnt, war das Stottern wieder da. Im Jahr 1841 wurde sogar versucht, das Stottern wegzuoperieren: Bei über 200 stotternden Personen wurden Teile der Zungenwurzel entfernt. Das brachte aber nichts. Einige Menschen sind an den Folgen der Operation sogar gestorben.

Man vermutete auch, dass Stottern vielleicht ein Persönlichkeitsmerkmal sein könnte. Aber trotz jahrzehntelanger Suche wurden nie Merkmale einer „Stotterpersönlichkeit“ gefunden. Auch im Gehirn wurden bislang bei Stotterern noch keine Besonderheiten festgestellt. Was man allerdings weiß: Stottern wird vererbt: Wer stotternde Verwandte hat, hat ein höheres Risiko, selbst zu stottern. Aber es sind immer mehrere Faktoren im Spiel, die das Stottern beeinflussen. Aktuell wird das Modell der Waagschale diskutiert. Was das bedeutet, erzählt euch Ralph im Video.

In einer aktuellen Studie der Uniklinik Göttingen wurden erstmals MRT-Aufnahmen von stotternden Menschen beim Sprechen gemacht, die deutlich zeigen, wie unterschiedlich Stottern sein kann. Ralph zeigt euch diese bislang einzigartigen Aufnahmen aus der Forschung.

Kann man Stottern therapieren? Ein Ansatz in der Forschung ist zu untersuchen, wie man beim Sprechen das Stottern _verstärken_ kann. Die Idee dahinter ist: Wenn man weiß, was das Stottern verstärkt, kann man genau das für eine Therapie nutzen. Einer der bestehenden Ansätze versucht es zum Beispiel mit absichtlichem Stottern. Wie das funktioniert erklärt Ralph im Video.

Wer von euch noch nie selbst erleben musste, wie sich Stottern anfühlt, kann ein Experiment machen, dass wir unten verlinkt haben. Damit bekommt man zumindest eine leichte Ahnung davon, wie es ist, wenn man nur sehr schwierig weitersprechen kann.


*Kapitel*
0:00 Intro
0:50 Experiment: Stottern selbst erleben
2:10 Was sind die Ursachen für das Stottern?
4:37 Welche Formen des Stotterns gibt es?
6:56 Kann man Stottern therapieren?

Autoren: Reinhart Brüning, Ralph Caspers
Schnitt und Grafik: Christoph Köster (Studio Paeper)
Sounddesign: Florian Ebrecht
Realisation: Ingo Knopf
Redaktion: Wobbeke Klare
Dank an: Prof. Martin Sommer (Georg-August-Universität Göttingen) für die MRT-Videos eines stotternden Probanden

*Linktipps*
Selbsttest Stottern:
Eine um 200 bis 300 Millisekunden verzögerte Rückkopplung der eigenen Sprache führt bei Nicht-Stotterern zu Reaktionen, die dem Stottern ähneln. Die Reaktionen fallen jedoch ganz unterschiedlich aus. Das Spektrum reicht von Unwohlsein und Stottern bis hin zu keiner äußerlich wahrnehmbaren Veränderung. Das Verfahren bietet die Möglichkeit, eine Ahnung davon zu bekommen, wie es ist zu stottern. Hier ist die Anleitung dazu:
[ Ссылка ]

Mehr zum Thema Stottern findet ihr auf quarks.de:
Stottern: Wie sehr es belastet und was hilft
[ Ссылка ]

Informationen zur Therapie von Stotterern:
Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe
[ Ссылка ]

*Unsere wichtigsten Quellen*
Stottern. Wissenschaftliche Erkenntnisse und evidenzbasierte Therapie;
2020, ISBN 978-3-662-60941-5

Verzögerte Auditive Rückmeldung;
in: Forum Logopädie, 2018
PDF: [ Ссылка ]

Daniela Ponssen et al.: Visualising the dynamic morphology of stuttering using real-time MRI;
in: The Lancet, 403, 1789-90, 2024
[ Ссылка ]00624-X/

Über die frühen chirurgischen Eingriffe bei Stotterern:
Surgery in the Treatment of Stuttering
in: Neurolinguistic Approaches to Stuttering, 1973
[ Ссылка ]

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