Wahnsinns Sensationsfund aus meiner Heimat. Aus dem in direkter Nachbarschaft zu meiner Geburtsstadt Naumburg gelegenen Bad Kösen, damals noch Kösen ohne Bad - das Bad kam erst 1935 dazu. Eine olle Blechdose werden einige sagen - aber diese Dose von ca. 1911 hat es in sich! Die "Erste Thüring Cigaretten Fabrik Haußner Kösen" ist kaum bekannt. Gustav Adolf Haußner gründete in Bad Kösen 1901 die erste Zigaretten Fabrik Thüringens. Er war unter anderen begeisterter Photograph, seine Lieblingsmotive: Badende und Paddler auf der Saale. Das würde das Firmenlogo erklären. Der Corpstudent Haußner nannte sein Produkt "Kösener SC Cigaretten und zielte mit dieser Bezeichnung auf die rauchenden Herrschaften des Kösener SC - "Kösener Senioren Convent" - der 1848 gegründete Dachverband der ältesten Studentenverbindungen in Deutschlands.
Wieland Führ schreibt dazu im Naumburger Tageblatt am 29.09.2012:
"Eine Zigarette, bitte!" (von Wieland Führ)
"Wohl nur von kurzer Dauer war das unternehmerische Engagement von Gustav Adolf Haußner in Kösen, der etwa 1905 mit einem Plakat an die Öffentlichkeit trat, um für seine "Erste Thüringer Cigaretten-Fabrik Bad Kösen" zu werben.
Damals lag Haußner im Trend. Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts waren Tabakreste mit Papier umhüllt in Frankreich und Südspanien hergestellt worden. Die neumodischen Zigaretten wurden nun preiswerter als beispielsweise die Zigarren. Nach Deutschland soll die Zigarette als eigenständiges Produkt erst durch den Unternehmer Joseph Huppmann gelangt sein, der zuvor im russischen St. Petersburg eine erste Zigarettenproduktion betrieb und schließlich in Dresden 1861 eine weitere Filiale eröffnete. Als erste eigenständige Zigarettenfabrik in Deutschland gilt die "Orientalische Tabak- und Cigarettenfabrik Yenidze" ebenfalls in Dresden, die 1862 eröffnet wurde, und deren orientalischer Kuppelbau aus dem 20. Jahrhundert heute eine der Sehenswürdigkeiten der sächsischen Landeshauptstadt ist. Noch bis weit in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein überwog in Deutschland die Herstellung der Zigaretten in kleinen und mittleren Handwerksbetrieben, und nur nach und nach entstanden die großen, namhaften Tabakkonzerne.
Auf dem Plakat wirbt Gustav Adolf Haußner für sein Unternehmen mit einem Harlekin, der einer ebenfalls rauchenden Dame den Rauch in das Gesicht bläst. Diese heute allgemein als eher uncharmant empfundene Darstellung hatte wohl zu damaligen Zeit etwas Frivoles an sich, Rauchen galt als chic. Die Frau zeigt ihre unbekleideten Schultern und eine typische Frisur um 1900, aus der Zeit der "Belle - Epoque". Deutlich sind auf der Farblithographie die Gestaltungselemente des Jugendstils zu erkennen. Natürlich wirbt der Unternehmer mit der Türkei, Russland und Ägypten, die in dieser Zeit als die Zentren der Tabakproduktion bekannt waren. Verpackt wurden die Zigaretten "Kösener SC Gold" in Blechschachteln. Haußner, der Corpsstudent war, zielte wohl mit seiner Produktbezeichnung auf die rauchenden "Alten Herren" des "Kösener Senioren Convent", dem "Kösener SC".
Im ersten "Einwohner-Geschäfts-Handbuch der Stadt Bad Kösen" von 1927 ist Gustav Adolf Haußner (hier und nachfolgend erscheint er mit einem ß) allerdings inzwischen nur noch als Kaufmann und als "Zigaretten-Großhandlung" aufgeführt. Immerhin besaßen Haußner und seine Frau Marie ein repräsentatives Haus in der Borlachstraße 44, welches sie in dieser Zeit gemeinsam mit sieben weiteren Mietern bewohnten. Ob es in diesem Gebäude allerdings vor dem Ersten Weltkrieg tatsächlich eine Produktionsstätte für "Kösener Cigaretten" gab, bleibt wohl im Verborgenen. Um 1930 verstarb der Bad Kösener Unternehmer, der auch ein passionierter Fotograf war und zahlreiche seltene Aufnahmen von Bad Kösen hinterließ."
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