(Konzert-Mitschnitt der Uraufführung am 7. 3. 2006 in Salzburg. Junge Philharmonie Salzburg, Theodor Burkali - Klarinette, Elisabeth Fuchs - Dirigentin)
Über das Werk
Das viersätzige Orchesterwerk mit dem Titel „Klezmorim" schrieb ich im Herbst 2005 für die Junge Philharmonie Salzburg im Auftrag der Dirigentin Elisabeth Fuchs. Die Bezeichnung Klezmorim ist die Plural-Form des Jiddischen Wortes Klezmer, mit der ursprünglichen Bedeutung: Instrument, Musikinstrument. Vor allem aber ist es ein Sammelbegriff für professionelle oder halbprofessionelle jüdische Hochzeitsmusikanten, die in Osteuropa bei verschiedenen Veranstaltungen, wie Taufen, Hochzeiten, Begräbnissen und diversen Festen, auch bei nichtjüdischen Familien für die musikalische Umrahmung zuständig waren. Ohne diese Musik wäre damals kaum eine Veranstaltung vorstellbar gewesen.
Mein Orchesterwerk in 4 Szenen handelt von den Klezmorim = Musikanten, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in die U.S.A. mit dem Glauben an ein freies, besseres Leben ausgewandert sind, und um ihre Assimilation in der neuen fremden Welt in New York City bis in die 70er Jahren.
1. Szene: Die Tür / The Door / Az ajtó
Dieser Satz ist quasi eine Ouverture (vom fr. Wort: öffnen) und beschreibt den Einwanderungsprozess der osteuropäischen Juden in Ellis Island Immigrationsinsel vor New York, vor der Tür des „Westens", der U.S.A.. Eine leise beginnende und immer lauter werdende Harmoniekette stellt die vor der Visumstelle in einer langen Schlange stehenden Einwanderer dar, während ein paar Kilometer weiter in raschem Tempo sich die Insel Manhattan mit ihren Hochhäusern immer mehr in die Höhe erstreckt. Diese Szene wird auch in der Partitur graphisch dargestellt, wobei sich auch das Orchester immer mehr aufbaut. In der letzten Wiederholung der Harmoniekette erklingt das gesamte Tutti-Orchester und ein Stadtbild wird graphisch sichtbar.
Nicht für alle waren die „Türen offen" - viele durften nur ohne Gepäcke die Sicherheitskontrolle passieren. Joel Rubin berichtet in seinem Buch „Klezmer-Musik": „ In diesen Massen von hoffnungsvollen Menschen befanden sich Musiker wie die unternehmungslustigen Brandwein Brüder aus Galizien, der bekannte Klarinettist Schloimke Beckermann (1883-1974) aus der Ukraine und der ebenfalls aus der Ukraine stammende Dave Tarras, dessen hölzerne C-Klarinette bei der Desinfizierung nach der Ankunft in Ellis Island sogleich in Stücke zerfiel »Forget your past, your customs, and your ideal«
