Vanessa Vu im Gespräch mit David de Jong
Die Dezember-Ausgabe widmet sich materiellen Verhältnissen, die im NS-Regime entstanden oder darin verfestigt wurden und teilweise bis heute fortbestehen. Dafür kommt David de Jong ins »Klassenzimmer«, ein niederländischer Journalist und Autor. Für sein Sachbuch »Braunes Erbe« recherchierte er die Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien: die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs, die Oetkers und die Reimanns. Er legt offen, wie sie sich im Nationalsozialismus bereichert haben und geht der Frage nach, warum sie nach dem Krieg nahezu unbehelligt weiterarbeiten und sogar expandieren konnten. Was bedeutete das für die Bundesrepublik? Wie gehen die Erben mit ihrer dunklen Familiengeschichte um? Und was ist David de Jongs eigene Rolle in der Geschichte?
Die Frage nach der Herkunft beantworten die meisten geografisch – aber ist es wirklich der Ort, der uns prägt? Die wenigsten erzählen auf die Frage »Woher kommst du« von ihrer kleinen Wohnung, von den arbeitslosen Eltern, von Kleidern oder Worten, an denen alle sofort ablesen konnten, aus welchen Ver- hältnissen man kommt. Warum tun wir uns so schwer damit, Kapitalverhältnisse zu benennen und auch mit dieser Linse unser Miteinander neu zu bewerten, viel- leicht zu justieren? Ist es die Sehnsucht einer libera- len, leistungsgetriebenen Nachkriegsgeneration, das Leben ab der eigenen Geburt zu betrachten, ohne das Gepäck der Familie, welches Startvorteil oder ein lebenslanger Bremsklotz sein kann? In der monatlich stattfindenden Gesprächsreihe geht die Journalistin Vanessa Vu diesen Fragen nach. Sie nähert sich über Lebensgeschichten den verschiedenen Milieus dieses Landes, erkundet ihre unbesprochenen Winkel, stellt sie einander gegenüber und versucht, sich dadurch auch selbst besser zu erkennen.
Auch in der neuen Spielzeit lädt Vanessa Vu wieder zum Austausch in ihr damaliges Kinderzimmer: Stockbett, Matratze, Röhrenfernseher und viel Plastik – nach einer langen Zeit im Asylbewerberheim war dies der Beginn eines sozialen Aufstiegs.
Bühnenbild: Felix Remme
Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.
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