Douglas Lilburn ∙ „Aotearoa“, Ouvertüre für Orchester

Deutsche Radio Philharmonie
Dirigent: Pietari Inkinen

Rheingoldhalle Mainz ∙ Sonntag, 4. März 2018

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Der Komponist Douglas Lilburn wurde als Sohn eines Farmbesitzers in Wanganui (Neuseeland) geboren und verbrachte seine Kindheit auf der Farm von Drysdale, einer, wie er später einmal schrieb, wundervollen Arena von Erde, Ozean und Himmel. Lilburn lernte Klavierspielen und komponierte im Alter von siebzehn Jahren sein Opus 1, eine Sonate für Klavier in c-Moll. 1935 begann er ein Musikstudium am Canterbury College in Christchurch, zwei Jahre später wechselte er ans Royal College of Music nach London, wo er von Ralph Vaughan Williams unterrichtet wurde. 1940 kehrte er nach Neuseeland zurück, arbeitete zunächst einige Jahre als freischaffender Komponist und Musikjournalist und wurde dann 1947 Kompositionslehrer an der Victoria University in Wellington. Forschungsreisen nach Europa in den fünfziger und sechziger Jahren brachten Lilburn u. a. bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik in Kontakt mit zeitgenössischen Komponisten und aktuellen Kompositionstechniken, wie serieller oder elektronischer Musik.

Mit der Gründung des ersten Studios für elektronische Musik auf der Südhalbkugel 1966 wurde er in seiner Heimat zu einem Pionier der elektroakustischen Musik. Er hielt Vorträge, in denen er sich um die Vermittlung der zeitgenössischen Musik bemühte, gründete einen Musikverlag und das New Zealand Music Archive. Lilburns Werkkatalog umfasst neben elektronischen Kompositionen, die ab Mitte der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts entstanden sind, Klavier- und Kammermusik sowie einige Orchesterwerke, darunter drei Sinfonien und mehrere Konzertouvertüren.

Gekennzeichnet ist seine Musik von Expressivität, rhythmischer Vitalität und einer ungewöhnlichen Experimentierfreude (Monica Tempian). Angeregt wurde Lilburn vor allem durch Jean Sibelius, den er über alle Maßen bewunderte. Wie die Musik seines finnischen Kollegen wecken auch Lilburns Werke in ihren großen Intervallen, den langen Akkorden und der kraftvollen Rhythmik häufig Assoziationen an die Weite und Naturgewalt der Landschaft. Die Ouvertüre „Aotearoa“ entstand im März 1940 anlässlich der Hundertjahrfeiern Neuseelands. Mit dem Titel, übersetzt: Land der langen weißen Wolke, bezeichnen die neuseeländischen Ureinwohner ihre Heimat.

Zu Beginn schweben die Flöten wie Falken hoch über den Streichern, die die Umrisse der Hügellandschaft symbolisieren. Der Blick aus der Vogelperspektive erlaubt es Lilburn, mit der neuseeländischen Topographie zu spielen: Orchestrale Wellenbewegungen, die vom Blech gekrönt werden, verleihen dem bergigen Terrain, das hier portraitiert wird, ihre Akzente. Die Klarheit der Gedanken, die einander in der Exposition folgen, wird kompensiert durch die dichten, hymnenartigen Gesten, in die sie einfließen. Lilburn verwendet diese hymnenartigen Signale nicht nur, um die geschwungene Landschaft darzustellen, sondern auch als Element, um ein Gefühl der menschlichen Verbundenheit mit der Gegend zu vermitteln. Daneben gibt es eine zentrale Episode im Stile von Sibelius, die etwas von jener unbehaglichen Stimmung südlicher Klimate hat, die einer Abkühlung vorausgeht. (Robert Hoskins)

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