Am 24.07.2010 kam es während der Loveparade in Duisburg zu einer Massenpanik, bei der 21 Menschen starben, über 500 teils schwerverletzt und mehrere zehntausend Menschen teilweise schwerst psychisch verletzt wurden.
In diesem Video möchte ich nach 13 Jahren erstmals an die Katastrophe erinnern und meine derzeitigen Eindrücke schildern.
Als es zu der Massenpanik kam, befand ich mich nur etwa 20 Meter von dem Ort entfernt, an dem die Menschen zu Tode kamen. Wenn ich nur wenige Minuten früher in den Tunnel gegangen wäre, oder die Panik etwas später ausgebrochen wäre, wäre ich genau an diesem Ort gewesen.
Allerdings befand ich mich bereits vorher auf dem Gelände und bin noch einmal durch den Tunnel weggegangen, da es mir zu voll war. Als ich erneut auf dem Weg zum Gelände war, geschah es. Als ich am Vortag bereits an dem Gelände war, hab ich mich schon gefragt, wie das alles so funktionieren soll....
Ich kann und möchte in diesem kurzen Video nun nicht ganz genau auf alle Gründe und Fakten eingehen.
Der unmittelbare Auslöser für die tödliche Massenpanik war meines Erachtens, dass viel zu viele Menschen gleichzeitig das Gelände durch die Rampe und die Tunnel verlassen wollten und andere wiederum durch die selben Tunnel und die Rampe auf das Gelände gelangen wollten. Zusätzlich hatte ein Einsatzhundertschaftszug nichts besseres zu tun, als auch noch durch zu fahren, um sich zu verpflegen.
Zahlreiche Menschen wurden überrannt, zertrampelt und anderweitig schwer verletzt. Der größte Teil der Polizisten leistete allerdings keine Erste Hilfe, sondern sperrte im weiteren Verlauf den Bereich, in dem die Toten lagen, ab.
Als einer der wenigen vor Ort reanimierte ich mehrere Menschen, als ich nach einiger Zeit unmittelbar vor Ort war, wobei mir zwei unter der Hand verstarben. Nach einiger Zeit sagte ein Polizist zu mir, dass ich den Ort verlassen solle. Als ich entgegnete, dass die Menschen hier Hilfe brauchen, sagte er, dass ich in Gewahrsam genommen würde, wenn ich den Platz nicht verließe. Mir blieb nur die Möglichkeit ihm meine Getränke für die Opfer zu lassen. Anschließend bewegte ich mich auf eine erhöhte Position, um die Ereignisse von dort zu dokumentieren.
Der erste Rettungswagen traf erst ca. 15 Minuten später ein. Nach und nach trafen immer weitere Rettungsmittel ein. Nachdem die Lage größtenteils unter Kontrolle war, versuchte ich das Gelände zu verlassen. Da ich unter Schock stand, kann ich mich nur noch teilweise erinnern.
Wie und wann ich nach Hause kam, weiß ich gar nicht mehr. Von Erzählungen weiß ich nur, dass ich ca. 12 Stunden später zu Hause ankam.
Da am nächsten Tag in den Nachrichten meines Erachtens teils falsche Fakten berichtet wurden und es auch nicht ausreichend Videomaterial von vor Ort war, entschied ich mich dazu mein Material dem WDR zur Verfügung zu stellen.
Ein Kameramann kam zu mir nach Hause, interviewte meine Oma und mich und mein Material wurde zusammen mit meinen Informationen gesendet, sodass ein ganz neues Licht auf die Vorkommnisse geworfen wurde.
Daher entschied ich mich an den nächsten Tagen nach Duisburg zurückzufahren und allen Medien mein Material und meine Informationen anzubieten.
Zahlreiche Medien berichteten so über meine Eindrücke.
Auch hielt ich eine Rede auf dem Rathausplatz und wurde dort anschließend interviewt.
Erst nach einigen Gesprächen mit Seelsorgern vor Ort suchte ich einen Psychologen in Bonn auf und begann eine Notfall-Traumatherapie.
Auch nach über 10 Jahren wird weiterhin eine posttraumatische Belastungsstörung auf Grund der Vorkommnisse bei der Loveparade diagnostiziert und weitere Behandlung empfohlen.
In diesem Rahmen fuhr ich nach 13 Jahren das erste Mal wieder an den Ort des Geschehens, was mich emotional sehr belastete. Allerdings waren die dortigen neuen Eindrücke auch sehr interessant für mich, da ich noch gar nicht wusste, wie es dort nun aussieht, insbesondere die Mahnmale etc.
Natürlich kamen sehr viele Erinnerungen wieder hoch. Wobei mich diese Erinnerungen mehrfach die Woche plagen.
Am Ende des Tages in Duisburg zündete ich eine Kerze an und nahm mir vor, bald nochmals hinzufahren, da es einfach zu viele Eindrücke waren, um sie an einem Tag alle verarbeiten zu können.
Unter anderem belastend mich hauptsächlich, dass ein Jahr zuvor die Stadt Bochum die Loveparade aus Sicherheitsgründen abgesagt hat, die Duisburg allerdings eben nicht.
Und eben, dass die Polizei mich eben wegschickte, aber selber nicht half, was später, als ich bei der Polizei Köln Anzeige erstattete, damit begründet worden war, dass die Leichen beklaut wurden. Allerdings finde ich Menschenrettung wichtiger als das Hab und Gut von Leichen zu bewachen.
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