"Ich bin Dynamit - Das Leben des Friedrich Nietzsche" von Sue Prideaux erzählt die tragische Geschichte eines der kontroversesten Philosophen der Neuzeit. Der Autor führt den Leser durch Nietzsches Anfänge als brillanter, aber gesundheitlich fragiler Student bis hin zu seinem Aufstieg zum jüngsten Universitätsprofessor aller Zeiten.
Besonderes Augenmerk legt die Geschichte auf Nietzsches prägende Freundschaft mit dem berühmten Komponisten und Polemiker Richard Wagner. Die beiden Männer teilen eine Leidenschaft für Musik und Philosophie, und ihre Beziehung entwickelt sich zu einer engen Freundschaft. Wagner beeindruckt von Nietzsches klassizistischer Expertise, während Nietzsche von Wagners Genie und der markanten Persönlichkeit seiner Frau Cosima fasziniert ist.
Trotz seines steilen akademischen Aufstiegs erlebt Nietzsche einen dramatischen Wendepunkt nach der Veröffentlichung seines ersten Buches, "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik". Das Buch wird von Freunden und Kollegen kaum beachtet, und sein akademischer Ruf leidet schweren Schaden. Nietzsche, der sich zunehmend der Philosophie zuwendet, kämpft mit gesundheitlichen Problemen und persönlichen Rückschlägen.
Die Geschichte hebt auch Nietzsches intellektuelle Entwicklung hervor, die von seinen Aphorismensammlungen wie "Menschliches, Allzumenschliches" geprägt ist. Der Autor beschreibt Nietzsches intellektuellen Wandel, seine Absage an die Vorstellung einer ewigen Wahrheit und seinen kritischen Blick auf Religion und Forschung.
Nietzsches Wanderjahre, seine Reisen durch Europa und seine Begegnung mit Lou Salomé, einer hochintelligenten Frau mit einer vielversprechenden Zukunft in der Psychoanalyse, werden ebenfalls beleuchtet. Das Buch endet im Jahr 1882, einem entscheidenden Jahr in Nietzsches Leben, in dem er seine berühmten Worte "Gott ist tot" schrieb und sich mit der Frage auseinandersetzte, was nach dem Niedergang des christlichen Dogmas geschehen würde.
Die Erzählung verdeutlicht auch die komplexen persönlichen Beziehungen Nietzsches, insbesondere seine Dreiecksbeziehung mit Lou Salomé und Paul Rée. Diese Beziehung führt zu Spannungen und Missverständnissen, die sich auf sein Schaffen und seine geistige Gesundheit auswirken.
Die Darstellung von Nietzsches Schaffensprozess, insbesondere die Entstehung von "Also sprach Zarathustra" in einer Zeit schwerwiegender persönlicher und gesundheitlicher Probleme, vermittelt einen Einblick in die innere Welt des Philosophen. Trotz seiner persönlichen Turbulenzen setzt Nietzsche seine Arbeit fort und veröffentlicht wegweisende Werke wie "Jenseits von Gut und Böse" und "Zur Genealogie der Moral".
Das Buch endet mit Nietzsches zunehmendem geistigen Verfall und seiner Abhängigkeit von seiner Schwester Elisabeth. Der letzte Abschnitt beschreibt die posthume Verwendung von Nietzsches Werk durch seine Schwester, insbesondere durch ihre selektive Kompilationen, die von den Nazis später zur Verbreitung ihrer Ideologie missbraucht wurden. Es betont auch die Ironie, dass Nietzsche, der sich gegen nationalistische Interpretationen seiner Philosophie aussprach, posthum genau diesem Missverständnis ausgesetzt war.
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