DEUTSCHLAND: Inflation bei 7,9 Prozent! Im Herbst erwarten Experten zweistellige Inflationsraten
Die kurze Entspannung an der Preisfront ist schon wieder vorbei: Im August zog die Inflationsrate deutlich auf voraussichtlich 7,9 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Juni und Juli hatten Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket die Teuerung noch etwas gedämpft, sie lag bei 7,6 und 7,5 Prozent. Beide Entlastungsmaßnahmen laufen nun aus - im Herbst erwarten Experten zweistellige Inflationsraten.
Verantwortlich für die hohe Inflation im August waren erneut die hohen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln. Die Preise für Energie legten laut Statistik um 35,6 Prozent im Vorjahresvergleich zu, die für Lebensmittel um 16,6 Prozent. Dienstleistungen dagegen verteuerten sich im Jahresvergleich nur um 2,2 Prozent.
Im Vergleich zum Juli kletterten die Verbraucherpreise laut Statistik um 0,3 Prozent. Sondereffekte wie die Auswirkungen des Neun-Euro-Tickets und des Tankrabatts seien in den Ergebnissen enthalten, erklärte das Bundesamt - in welchem Ausmaß sie sich auswirken, lasse sich mit den vorläufigen Ergebnissen aber nicht darstellen.
Im Juni und Juli hatten die beiden Maßnahmen der Regierung zur Entlastung der Verbraucherinnen und Verbrauchern noch gewirkt - sie dämpften den Preisanstieg ab, der im Mai schon 7,9 Prozent erreicht hatte. Im August ließ aber laut RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung die preisdämpfende Wirkung des Tankrabatts deutlich nach: Die niedrigen Flusspegelstände infolge der Trockenheit trieben demnach die Transportkosten in die Höhe, vor allem für Diesel.
Der August sei wohl nur "die Ouvertüre zu einem heißen Inflationsherbst", erklärte LBBW-Analyst Elmar Völker. Im September schlage das Auslaufen von Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket preistreibend zu Buche, im Oktober dann die Gasumlage.
Bundesbankpräsident Joachim Nagel hatte schon vergangene Woche vor einem Anstieg der Inflationsrate auf zehn Prozent in den Herbstmonaten gewarnt. Zweistellige Inflationsraten wurden in Deutschland das letzte Mal vor über siebzig Jahren gemessen; im vierten Quartal 1951 waren es nach den damaligen Berechnungen elf Prozent, wie Nagel der "Rheinischen Post" sagte.
Auch im kommenden Jahr dürfte die Inflation demnach hoch bleiben: "Lieferengpässe und geopolitische Spannungen dürften fortwirken", sagte Nagel. Dazu komme, dass Russland seine Gaslieferungen drastisch reduziert hat, die Preise für Erdgas und Elektrizität seien stärker gestiegen als erwartet. "Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass die Inflation höher ausfällt als bislang prognostiziert und wir im nächsten Jahr im Schnitt eine Sechs vor dem Komma haben."
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