Neonazis in Griechenland: Knapp drei von vier Griechen sehen die interntional vernetzte griechische Neonazi-Partei Goldene Morgenröte laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GPO als Gefahr für die Demokratie. Trotzdem würde die Partei im Fall von Wahlen wohl drittstärkte Kraft im Parlament werden. Griechenland - wohin?
Mit Fackelzügen und hakenkreuzähnlichem Symbol marschierte die Goldene Morgenröte durch Griechenland. Die Wirtschaftskrise hat sie bis ins Parlament gebracht. Ihr Chef Nikolaos Michaloliakos punktete mit rassistischen Parolen gegen Ausländer. Ende September 2013 wurden er und fast die gesamte Führung der Partei verhaftet. Zum ersten Mal seit Wiederherstellung der Demokratie wurde ein Parteichef in Griechenland festgenommen - jahrelang schaute der Staat nur zu.
Mord an linkem Rapper als Auslöser
Dabei gehörte auch der Hitlergruß zu fast jeder Wahlveranstaltung. Fundstücke im Haus des Chefideologen Pappas zeigen, dass die Partei die Nazis verherrlicht. Doch erst ein Mord an einem Griechen brachte die Justiz zum Handeln: Der linke Rapper Pavlos Fyssas wurde am 18. September 2013 erstochen. Als Täter verhaftet wurde ein Rechtsradikaler mit Verbindung zur Partei der Goldenen Morgenröte. Die Regierung hatte daraufhin angekündigt, hart durchzugreifen. "Erst nach dem Mord an einem Griechen wurde gehandelt, dabei gab es schon vorher drei tote Ausländer durch nachweisliche Angriffe der Goldenen Morgenröte und hunderte von verletzten Opfern", sagt Dimitris Psarras, Autor des "Schwarzbuches der Chrysi Avghi".
Auch der 26-jährige Pakistaner Shezad Luqman wurde auf dem Weg zur Arbeit niedergestochen. Viele Ausländer trauten sich aus Angst vor Angriffen kaum mehr auf die Straße. "Das Allerschlimmste aber war die Rolle der Polizei", sagt Javied Aslam Arain, Vorsitzender der pakistanischen Gemeinde Athen. "Ganz oft haben wir erlebt, dass die Polizei davor oder dahinter stand, während die Golden Morgenröte zugeschlagen hat." Auch Achmed wurde von einem Schlägertrupp der Rechtsradikalen zusammengeschlagen. Dabei habe er doch nichts getan, nicht geklaut, nicht geschlagen, er sei doch nur Ausländer, sagt er.
Platzverbot für Ausländer
Offen zum Kampf Goldene Morgenröte gegen Ausländer kam es zum ersten Mal 2009. Zusammen mit sogenannten empörten Bürgern hatte man alle Nicht-Griechen von einem Spielplatz vertrieben. Am Platz des Heiligen Pandeleimonas hat die Goldene Morgenröte deshalb noch immer viele Anhänger. Der Spielplatz wurde mithilfe der Goldenen Morgenröte für Ausländer verriegelt. Die Krise und die mangelnde Integrationspolitik für Flüchtlinge ebneten den Boden für Rassismus. "Und da hat sich die Neonazi-Partei stark als Schutzpartei der alten Leute profiliert, der Rentner, die immer beschützt werden sollen", sagt der Grieche Petros Markaris. "Da hat sie, weil der Staat nicht präsent war, leichtes Spiel."
Denn die Goldene Morgenröte tritt auch als Helfer auf, verteilt Lebensmittel und Kleider an bedürftige Griechen. Wohlgemerkt: nur an Griechen. Ilias Panagiotaros von der Goldenen Morgenröte, der ansonsten laut gegen Ausländer hetzt, trifft Alexia. Sie hat vier Kinder, ihr Mann ist krank, beide sind arbeitslos. Wo der Staat inzwischen zu schwach ist, um zu helfen, springt die Partei ein. Die nächste, der geholfen wird, ist Katarina Karusi. Unter Tränen erzählt sie uns, wie ihre Wohnung abgebrannt ist, die Goldene Morgenröte habe ihr wenigstens das Nötigste wieder besorgt. "Warum soll ich die nicht wählen?", fragt sie. "Diese Menschen helfen mir, eine Hand wäscht doch die andere." Die Hilflosigkeit der Menschen in der Krise ist der Nährboden für die Faschisten. "Alle diese vollkommen verzweifelten Menschen wollten sich über die Goldene Morgenröte am politischen System rächen", so Autor Dimitris Psarras. "Es war mehr ein Gefühl der Rache und Verzweiflung als der Hoffnung, dass die etwas Besseres schaffen würden."
Angriffe auf Politiker anderer Parteien
Neben Ausländern gehörten deshalb Politiker der anderen Parteien zu den Hauptfeinden der Goldenen Morgenröte. Sie hätten den Griechen den Stolz genommen, das Land zugrunde gerichtet. Ein ehemaliger Minister wird sogar angegriffen, Wasserkrüge fliegen. Ganz offen wurde auch die Vertreterin der Kommunisten während einer Live-Sendung attackiert. Mord, Körperverletzung und Schutzgelderpressung wird den Parteichefs nun vorgeworfen, sowie die Bildung einer kriminellen Organisation. Sieben Prozent hatte die Partei bei den letzten Wahlen und keiner weiß, wohin sich ihre Wähler wenden. Klein beigeben wollen ihre Verteter nicht.
Pavlos presente! Siempre Antifa!
Quelle: Kulturzeit 14.10.2013 [ Ссылка ]
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