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Harald Foss ist ein Musiker, der sich sehr um das kulturelle Erbe des Mittelalters bemüht und in seinen Liedern u.a. Stoffe aus der Wikingerzeit verarbeitet. „Ved Stanford Brua“ handelt von der Schlacht von Stamford Bridge, einem Schlüsselereignis in der Geschichte Norwegens und Britanniens. Dabei scheint Foss im Wesentlichen der Darstellung in Snorri Sturlusons „Heimskringla“ zu folgen (unten verlinkt).
Worum genau geht es also?
Im Jahr 1066 beschließt der König von Norwegen, Harald III. Sigurdsson (Beiname: harðráði ~„harter Herrscher“), dass er zusätzlich zur norwegischen Krone auch gerne die englische hätte. Das ist gar nicht so abwegig, wie es für heutige Ohren klingen mag: Einer von Haralds Vorgängern, Knut der Große, hatte das bereits fertiggebracht. Harald verfügt aufgrund dieser Verbindung zumindest ansatzweise einen Anspruch auf den englischen Thron und wird dabei unterstützt von Tostig Godwinson, dem Bruder des englischen Königs. Nicht zuletzt ist Harald ein erfolgreicher und gefürchteter Kriegerkönig, dessen Lebenslauf beachtliche Leistungen im Plündern, Morden und Brandschatzen aufweist. Was also könnte da noch schiefgehen?
Als Harald sein norwegisches Heer mit den Truppen Thorfinns, des Jarls der Orkneys, vereint und in England landet, trifft er bei York ein angelsächsisches Aufgebot unter Morcar (altnordisch: Muru-Kåre), dem Grafen von Northumbria, und seinem Bruder Edwin (der hier den altnordischen Namen Valtiof trägt). Morcar wird geschlagen; Harald wähnt sich bereits als Sieger.
Doch sein englischer Amtskollege Harold Godwinson ist da anderer Meinung. In Windeseile bringt er sein Hausgefolge zusammen (die Huscarlas – „Hauskerle“ oder „Hausfreie“, d.h. besoldete Berufskrieger mit Festanstellung im königlichen Haushalt), dazu seine adligen Lehnsleute (þegnas), sowie das feudale Aufgebot (fyrd). Harold Godwinson schafft es dank einer gewaltigen Marschleistung rechtzeitig in den Norden Englands, um die Meinungsverschiedenheit mit Harald Sigurdsson auf gut germanische Art zu klären.
Harald hatte nicht mit dem schnellen Erscheinen des englischen Königs gerechnet; mit einem Teil seines Heeres erkundet er die Umgebung, um gemütlich ein wenig zu plündern, während der andere Teil seiner Truppen am Landeplatz bei den Schiffen bleibt. Weil es ein sonniger Herbsttag ist und sie keinen ernsthaften Widerstand erwarten, sind Harald und seine Leute „brünnenlos“ (brynjelause), also ohne Panzerhemd. Da taucht unerwartet der englische König mit kampfbereitem Heer auf.
Sinnvoll wäre es für die Nordleute wohl gewesen, sich rasch zu den Schiffen zurückzuziehen, die Brünnen anzulegen und mit dem Gesamtheer gegen die Angelsachsen anzutreten. Fürchtet Harald, ein Rückzug würde ihm als Feigheit ausgelegt? Oder rechnet er, der in allen Weltteilen Unbesiegte, trotz der ungünstigen Ausgangsbedingungen mit einem Erfolg? Jedenfalls stellen sich die Norweger den Angelsachsen zur Schlacht, brünnenlos und mit nur einem Teil des Heeres.
Haralds Gefolsmann Styrkår eilt zu den Schiffen, um schnellstmöglich das Restheer heranzuholen, das dort unter Haralds Schwiegersohn Øystein auf Befehle wartet. Bis zum Eintreffen Øysteins soll ein Krieger namens Tjodolf Stark-Arm die Angelsachsen an einer schmalen Holzbrücke, eben der Stamford Bridge, aufhalten. Tjodolf tut, was ihm aufgetragen wurde, und verteidigt die Brücke. Nach vergeblichem Sturm aber watet ein Angelsachse in den Fluss und ersticht den auf der Brücke fechtenden Tjodolf von unten mit einem Speer. Daraufhin können die Angelsachsen den Fluss überqueren und Harald zum Kampf stellen. Als Øystein und Styrkår mit den voll gerüsteten norwegischen Verstärkungen eintreffen, ist die Schlacht bereits verloren.
Der norwegische König findet nach tapferem Kampf den Tod; die Blüte der skandinavischen Kriegerschaft fällt mit ihm. Zwar würde es noch einige erfolgreiche Feldzüge nordischer Heerführer geben, aber der skandinavische Anspruch auf Britannien bzw. der Traum eines neuen „Nordseereiches“ war endgültig erloschen. Daher gilt das Jahr 1066 auch als Ende der Wikingerzeit; das weitere 11. Jahrhundert sollte vor allem das der Normannen werden.
Der Sieger von Stamford Bridge, Harold Godwinson, muss umgehend wieder nach Süden eilen, um sich mit ausgelaugtem und durch Verluste geschwächtem Heer den Normannen entgegenzustellen. Diese haben eine kampfstarke Streitmacht im Gepäck und eine neuartige Fechtweise, die das europäische Mittelalter von nun an dominieren würde: Das Zusammenwirken von Lanzenreitern und Schützen. In der (trotz allem hart umkämpften) Schlacht von Hastings sprengt der normannische Herzog Wilhelm die Schildmauer der Angelsachsen, Harold fällt, mit ihm seine Brüder und viele seiner Leute. Damit endet 1066 eigentlich auch das Zeitalter der Angelsachsen - von nun an saßen Normannen auf Englands Thron.
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