„Wer sich nicht erinnern kann, ist dazu verdammt,
die Vergangenheit zu wiederholen.“
(Sprichwort)

Wir alle sind in die Geschichte einer Familie und Ahnenreihe hineingeboren worden, was prägenden und nicht zu verleugnenden Einfluss auf uns hat. Welche Beziehungen und die mit ihnen verbundenen Ereignisse, welche Familiengeheimnisse auch immer in der Sippe bestehen oder bestanden, sie wirken auf uns als ihre lebenden Repräsentanten in der Gegenwart. Sie sind Teil unseres Bewusstseins, wer wir sind in dieser Welt, sie sind Teil unserer eigenen gewordenen Identität.

Wenn wir etwas über unsere Familienmuster erfahren wollen und beginnen, die Beziehungszusammenhänge zu erkennen, dann haben wir die Möglichkeit, uns aus unbewusst erworbenen Reaktionsmustern zu lösen und aktiver Gestalter unseres Handelns, unseres Lebens zu werden. Nur gänzlich vorurteilsfrei können wir uns auf die Reise in das Wesen der Familie machen.

Ein Genogramm ist eine strukturierte, übersichtliche Darstellung eines Systemgefüges. In diesem Fingerabdruck eines Gesamtsystems wird die Verbindung von Daten, Beziehungen, Ereignissen und inneren Bildern erfasst und sichtbar gemacht. So ergibt sich für den einzelnen ein erweiterter Bezugsrahmen. Für persönlich gehaltene Eigenschaften oder bestimmte Empfindungen und Gefühle können so durchaus in einem anderen Licht erscheinen und zu einer anderen, neuen Vorstellung von sich selbst führen.

Ein Genogramm vermittelt eine umfassende Sicht über (familiäre) Beziehungen. Wie eine Ahnentafel ist das Genogramm eine grafische Darstellung aller wesentlichen biologischen und juristischen Faktoren einer Familie. Was über die Ahnentafel hinausgeht, ist, dass es zu einer Sammlung von Informationen über die Beziehungen innerhalb der Familie über mehrere Generationen hinweg wird. Diese Beziehungen werden durch festgelegte Symbole dargestellt. Weiterhin wird das Genogramm durch bekannte oder bekanntwerdende Ereignisse in Form von Kommentaren ergänzt. Ein Genogramm lässt sich auch für einen bestimmten Zeitpunkt erstellen, beispielsweise der eigenen Geburt und der familiären Beziehungen zu jenem Zeitpunkt.

Bei der Erstellung des Genogramms scheint es hilfreich zu sein, mit einer Person zusammenzukommen, die sowohl ein guter Beobachter als auch ein Experte im Fragenstellen ist. Diese Person sollte auch das Genogramm strukturiert aufzeichnen und inhaltlich korrekt erfassen können. Ein guter Beobachter wird die Nebensätze, das Dahingesagte hören, diesen Impuls aufnehmen und in einer neutralen Frage umsetzen. Dadurch, dass der Erstellende den Kopf frei hat, kommt es so oft zu überraschenden Erinnerungen an Familienmitglieder, von denen „man gar nichts (mehr) gewusst hat“.

Eine Genogramm zu erstellen hat etwas Detektivistisches oder Archäologisches. Mit Hilfe eines Genogramms können sich wiederholende Muster sowie Familiengeheimnisse oder –mythen sichtbar gemacht werden. Es gibt dem fragenden Menschen einen tiefen Einblick in seine Geschichte und sein Wesen.

©Petra Mehrlein 2015 www.systemischeimpulse.de

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