Der französische Film „Mein Liebhaber, mein Esel und ich“ brachte uns auf die Idee: Eine mehrtägige Wanderung mit einem Esel auf dem sog. Stevenson-Weg durch das landschaftlich außergewöhnlich reizvolle, südfranzösische Mittelgebirge der Cevennen.
Robert Louis Stevenson ist vor allem wegen seines Buches "Die Schatzinsel" weltberühmt geworden. Das bewahrte ihn aber nicht vor Liebeskummer. Um den zu verarbeiten, durchwanderte er im Jahr 1873 die Cevennen von Nord nach Süd - 227 km weit und 12 Tage lang - mit seiner Eselin Modestine. Gut die Hälfte davon haben wir bei einem französischen Veranstalter von Eselwanderungen gebucht.
Unsere Eselin heißt Ouana. Ob sie so brav ist wie Modestine oder so bockig ist wie der Esel Patrick aus erwähntem Film, fragen wir uns vor diesem ungewöhnlichen Urlaub öfters - vor allem, weil jeder, dem wir von unserem Vorhaben erzählen, plötzlich Esel-Experte ist: Stur sind diese Tiere, wollen nie, was Du willst, hören wir öfters.
Unsere Anreise in die Cevennen garnieren wir im wahrhaft "goldenen Oktobers" des Jahres 2022 mit dem Besten, was an Enduro-Traumstrecken zwischen den italienischen Seealpen und der französischen Provence hergeht: Zuerst mit der Ligurischen Grenzkammstrasse, in Italien heißt sie Via del Sale. Dann mit den Tälern und Bergen von Varaita und Maira. Auch die "Tunnelschlucht" des Vallone d' Elva lassen wir nicht aus.
Über den Colle de Maddalena geht es erst durch die traumhaft schöne Region Provence-Alpes-Cote d'Azur, dann über die etwas flacheren Departments Vaucluse und Gard in das Lozere genannte. Dort liegt der höchste Berg der Cevennen, der 1.700 m hohe Mont Lozere.
Als begeisterte Enduro-Reisende wollen Petra und ich nach unserer fünftägigen Esel-Tour die Cevennen auch einige Tage mit unseren KTM 790 R und 1290 R durchwandern, denn Fahrverbotsschilder sind in dem ebenso malerisch wie ursprünglich gebliebenen Teil Frankreichs eine Seltenheit. Naturbelagstrassen sind für in den Cevennen Ansässige wie sie sie Besuchende ganz normale Verkehrswege.
Nach der Eselwanderung fahren wir von den Cevennen ins Department Ardeche, baden unter dem Pont d'Arc in dem wegen seiner Schluchten weltberühmten Fluß. Wir übernachten in den malerischen Baronnies provencales, überqueren den höchsten Berg der Provence, den 1.900 m hohen Mont Ventou. Durch die Haute Provence kurven wir hinauf zum 2.744 m hohen Col Agnel.
Im Städtchen Dronero lassen wir diesen Urlaub noch einen Tag ausklingen. Dass dort mein VW Crafter steht, erweist sich am Rückfahrtag als angenehm, denn es regnet - zum ersten Mal seit 2 Wochen.
Auf der 700 km langen denken wir immer wieder an unsere Eselin Ouana – ein beeindruckend intelligentes Exemplar eines nordafrikanischen Wüstenesels.
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass unsere erste Eselwanderung nicht die letzte war.
