Der Journalismus ist zwar ein beliebtes Berufsfeld, der Weg dahin für viele jedoch steinig. Gewerkschafterin und Autorin Veronika Bohrn Mena spricht im Interview über die Auswirkungen prekärer Arbeitsbedingungen im Journalismus – auf die Betroffenen, aber auch die breite Bevölkerung.
Wenn man über prekäre Arbeit im Journalismus spricht, sind dabei zwei Komponenten zu berücksichtigen. Es beginnt damit, dass wir in Österreich ein sozial extrem selektives Bildungssystem haben: Vorwiegend studieren an Hochschulen und Universitäten jene Personen, deren Eltern selbst AkademikerInnen sind. Hinzu kommt im Journalismus, dass auch der Berufseinstieg sozial selektiv ist. Ohne eine entsprechende Anzahl an Praktika ist es schwer, einen Einstieg zu finden. Und diese Praktika sind in der Regel entweder schlecht oder im schlimmsten Fall gar nicht bezahlt: Das muss man sich erst einmal leisten können.
Jeder kann sich ausrechnen, dass es viel leichter ist, wenn man Eltern hat, die einem das Studium finanzieren und einem die Möglichkeit geben, sich diesen Luxus unbezahlter Arbeit leisten zu können.
Nach der Praktikumsphase steigen die wenigsten mit einem unbefristeten Vollzeitjob ein. Viele beginnen als AspirantIn, die Einstiegsgehälter sind trotz Studium und Berufserfahrung als PraktikantIn nicht die höchsten und oft erfolgt der Einstieg überhaupt nur als freie/r JournalistIn. Wenn man bedenkt, wieviel Arbeit als freie/r JournalistIn in einem einseitigen Artikel steckt, wieviel Recherche, Informationseinholung und Interviews dafür nötig sind, ist das kollektivvertragliche Honorar mehr als nur knapp bemessen.
Prekäre Arbeitsbedingungen betreffen jedoch nicht nur diejenigen, die darunter leiden müssen. Die Auswirkungen sind mitunter viel dramatischer, als das auf den ersten Blick ersichtlich ist. Denn durch das selektive Bildungssystem und den selektiven Berufseinstieg im Journalismus ist die Gruppe jener, die dann als Journalisten arbeiten, ziemlich homogen. Sie haben einen sehr ähnlichen Blick auf die Welt, der geprägt ist von jenen Erfahrungen, die man gemacht oder eben auch nicht gemacht hat und diese Perspektive entspricht oft nicht denen der breiten Bevölkerung. Deswegen geht uns prekäre Arbeit alle etwas an.
Musik:
Funk Game Loop von Kevin MacLeod ist unter der Lizenz "Creative Commons Attribution" ([ Ссылка ]) lizenziert.
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