Groß-Funk-Station Herzogstand
Ohne Masten und ohne Kohle…..,
diese Überschrift zierte damals den Zeitungsartikel in den Münchnern Neuesten Nachrichten vom 31. März 1923. In diesem Artikel wird erklärt wie es zu dieser Überschrift kam. Kohle kann hierbei zweifach benutzt werden, einmal war damals sehr viel Kohle notwendig um genügend Strom zu erzeugen, auf der anderen Seite war Kohle oder vielmehr sehr viel Geld nötig um so eine Anlage zu bauen. Beides konnte durch die Standortwahl in Kochel a. See eingespart werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg war Pioniergeist gefragt. Große Teile der Kommunikationsverbindungen waren unterbrochen, die Deutschen Kolonien existierten nicht mehr und auf der Suche nach neuen Handelsverbindungen fiel die Entscheidung, sich mehr nach Südostasien zu orientieren.
Das Walchenseekraftwerk lieferte Strom im Überfluss und der Herzogstand ersetzte den sehr teuren Antennenmastbau. Im Gestein war wenig bis gar kein Eisen enthalten und die Ausrichtung nach Nordosten war perfekt für die Funkstrecken nach Süd-Ostasien. Die geographischen aber auch Versorgungstechnischen Vorteile ließen die Entscheidung leicht fallen hier in Kochel am See die erste Bergantenne Europas zu bauen.
Der Langwellenfunk versprach nach dem damaligen Kenntnisstand der Wissenschaft die besten wirtschaftlichen und technischen Erfolge zu bieten.
Mit nur drei Mitarbeitern wurden die Antennenseile unter größten Mühen vom Herzogstandgipfel frei hängend über 2700 Meter zum „Großen Stein“ so gespannt dass sie dem rauen Klima in den Bergen dauerhaft stand halten konnten. Nur zeitweise wurden die drei Mitarbeiter von zwei Holzknechten aus der Gegend bei der Arbeit unterstützt. Diese spektakuläre Konstruktion war so durchdacht dass bei sehr hoher Wind oder Schneelast die Antennen-Seile nicht reißen konnten, sondern sich auf den Boden legten.
Die Tragik dieser technischen Pionierarbeit war aber die damals sehr schnell sich entwickelnde Funktechnik.
Eine Anlage die gerade noch von der Kostenseite aber auch von der technischen Seite einmalig und im Wettbewerb mit anderen Langwellen-Stationen wesentlich günstiger war fiel so dem schnellen technischen Fortschritt des Kurzwellenfunks um Opfer.
Nach diesem jähen Ende wurden in den folgen beiden Jahren Ulta- Kurzwellenversuche aber auch Blitzversuche/ Gewitterforschung im Stationsgebäude betrieben. Nach diesen wenig erfolgreichen Versuchen konnte die TU München unter Leitung von Prof. Zenneck die alten Gebäude von der Reichspost mit dem Wohnhaus mieten und die erste Ionosphärenforschungsstation Deutschlands zu betreiben.
Die Antennenseile wurden nicht mehr benötigt und hingen bis 1936, als ein Seil aus Korrosionsgründen riss ungenützt zwischen dem großen Stein und dem Herzogstandgipfel. Danach wurden die restlichen beiden Antennenseile abgebaut und dienten den Landwirten der Gegend als Weidezäune.
In den folgenden Jahren wurden nun von den Studenten und Physikern der TU München rund um die Uhr kilometerlange Auswertungsstreifen aufgezeichnet die dann von den Forschern ausgelesen wurden. Mit diesen Aufzeichnungen konnte nachgewiesen werden wie die Sonneneinstrahlung, die Sonnenfleckenzahl aber auch die verschiedenen Jahreszeiten Einfluss auf die Höhe und die Reflexionseigenschaften der Ionosphäre nehmen.
Auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde dort oben weiter geforscht. Die Versuchsstation Herzogstand war während des Dritten Reiches Bestandteil der Funktechnischen Beratung des Heeres. Die dort gewonnenen Ergebnisse wurden umgesetzt in die nötigen Funkfrequenzen um zu den verschiedenen Jahreszeiten aber auch Tageszeiten Funkverbindungen zwischen Nordafrika und Nordnorwegen sicher zu stellen.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Forschungen für nur eine Woche unterbrochen, danach erteilten die Amerikanischen Besatzer die Genehmigung dort oben die Forschungen weiter zu betreiben. Bis 1946 wurde noch weitergeforscht, danach wurden alle Geräte abgebaut und abtransportiert.
Das Wohnhaus diente danach noch Flüchtlingen die dort oben wohnen konnten bis dann 1976 alles gesprengt wurde und nur noch eine Wiese zurück blieb.
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