Reiseklänge (44) – Landkreis Höxter (HX)

Rest des 19-Uhr-Geläuts am Samstagabend der evangelischen Auferstehungskirche in Brakel, eine Kleinstadt im Landkreis Höxter im Osten von Nordrhein-Westfalen (ab 1:16 min./sek.) Vorher sind noch die Viertelstunden- und 18-Uhr-Stundenschläge zu hören und tatsächlich um 18 Uhr der Glockenaufzeichner eigentlich das Samstagsabendgeläut aufzeichnen wollte, aber bis auf die erwähnten Uhrschläge die Glocken stumm blieben. Vor Ort erfuhr ich dann anschließend von vorbeikommenden Einheimischen, das in dieser Gegend immer um 19 Uhr geläutet wird.

Nach dem verstummten Angelus-Geläut der katholischen St.-Michaelskirche um ca.19.07 Uhr konnte man sehr leise ein weiteres Geläut nur erahnen und dieses wohl nur die Auferstehungskirche sein könnte. Also habe ich mich schnell auf dem Weg zur südlichen Stadtmauer gemacht mit der Hoffnung, den Rest des Geläuts aufzeichnen zu können. Bis zum von dort sichtbaren Kirchturms waren es von dort noch ca. 500 Meter Luftlinie und dank der südwestlichen Windrichtung das Geläut noch deutlich zu vernehmen war und es doch noch für eine Aufnahme von nur ca. zwei Minuten gegen 19.15 Uhr reichte (aber zur besseren Hörbarkeit nachträglich die Aufnahme zuhause am PC noch sehr verstärkt werden mußte).

Zur Kirchengeschichte: Im mittleren 16. Jahrhundert hatte sich Brakel, wie alle Städte des Hochstifts Paderborn, der Reformation angeschlossen und um 1580 hatten alle Bewohner des Ortes das protestantische Bekenntnis angenommen. Unter Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg wurde 1602 eine Agende zur Neuordnung des Pfarrdienstes im Bistum Paderborn eingeführt, in deren Folge sich Brakel 1611 nach längerem Widerstand unterwarf. Zur endgültigen Durchsetzung der Gegenreformation berief Dietrichs Nachfolger Ferdinand von Bayern 1645 Kapuziner an das bisher städtische Heilig-Geist-Spital, an dem zuvor evangelische Gottesdienste abgehalten worden waren.

1833 wurde die inzwischen säkularisierte Kapuzinerkirche als Simultankirche beider Konfessionen eingerichtet und die evangelischen Gläubigen von der Laurentiuskirche im benachbarten Bruchhausen betreut. 1844 wurde in Brakel eine eigene evangelische Gemeinde gegründet, von der schon 1850 die Gemeinde in Bad Driburg abgepfarrt wurde. In den Jahren 1911 bis 1912 schließlich erhielt Brakel mit der Auferstehungskirche nach Plänen des Architekten Karl Siebold ein eigenes evangelisches Kirchengebäude. Das weitgehend den Bestimmungen des Wiesbadener Programms von 1891 folgende Bauwerk wurde über kreuzförmigem Grundriss als Zentralbau mit seitlich gesetztem pyramidal bekröntem Turm errichtet. Ausgeführt wurde das Bauwerk in den Formen des romanisch-gotischen Übergangsstils in heimischem Kalkstein mit Einzelformen in rotem Sandstein, wobei in den Maßwerkgestaltungen das Vorbild des Paderborner Doms maßgeblich wurde. Der Kirchenraum ist kreuzrippengewölbt.
Bei ihrer Fertigstellung erhielt die Kirche 1912 Farbverglasungen der Düsseldorfer Glasmalereiwerkstatt Gassen & Blaschke, und zwar in den Maßwerkbekrönungen der beiden Kreuzarme Porträts der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon, auf der Orgelempore die Lutherrose und seitlich das Lamm Gottes mit Siegesfahne. Die Darstellung der Auferstehung Christi in der Fensterrose des Altarraums schuf 1955 Enrico Zappini aus Paderborn.

Auch zu den gehörten und aufgezeichneten zwei Glocken der Auferstehungskirche habe ich trotz intensiver Suche leider keine Daten im Internet gefunden. Aber laut den Anfang eines aufgezeichneten Freiluft-Gottesdienstes vom Heiligabend 2021 (siehe hier: www.youtube.com/watch?v=te477nvo5Xw ) scheint diese Kirche nur zwei Glocken zu besitzen, wovon die kleinere Bronzeglocke im Frühjahr 2018 einen 30 cm langen Riß bekam, somit über zwei Jahre lang laut diversen Gemeindebriefen nicht geläutet werden konnte und zwecks Instandsetzung in einer Glockenschweißerei in den Niederlanden transportiert wurde und erst 2020 zurückkehrte.

Noch ein Tipp für Glockaufzeichnungs-Sammler: Während der Corona-Zeit fanden bekanntlich viele Gottesdienste vor oder neben der Kirche statt. Um die Verbindung zu Gemeindemitgliedern aufrecht zu erhalten und Gottesdienst überhaupt anbieten zu können, kamen viele Kirchengemeinden auf die Idee, ihre Gottesdienste und Andachten zu filmen und auf diversen Videoportalen und meist auf YT zu streamen bzw. hochzuladen. Viele dieser hauptsächlich evangelischen GD-Aufnahmen beginnen mit Glockengeläut... teilweise sogar in Stereoqualität, bei den katholischen GD fehlt meist das Geläut, weil deren Glocken bekanntlich schon fünf Minuten vor GD-Beginn schweigen. Ebenso findet man ab und zu aus dieser Zeit auf YT-Gemeindevideo-Seiten das hochgeladene Vollgeläut der jeweiligen Kirche, die meist zwischen den GD- und Andachten-Videos ziemlich versteckt sind.

(Wikipedia / Gemeindebriefe der ev. Christus-Kirchengemeinde Emmer-Nethe)

Aufgenommen am 27. Mai 2023 mit einem ZOOM H1 Handy Recorder und mit eigenen Fotos ergänzt.

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