Osteuropa: das ist die Faszination des Unfertigen. Wunderschöne Landschaften, Menschen zwischen Aufbruch, Mut und Verunsicherung.Vom Schwarzen Meer bis in die Weißen Nächte erleben Matthias Fornoff und sein Team den Mythos Osteuropa. Fremd und nah, beunruhigend und anziehend zugleich. Länder, zerrissen zwischen West und Ost, über Jahrhunderte Spielbälle der Weltmächte.Die Ukraine ist seit letztem Frühjahr zum Brennpunkt geworden. Ein heißer Krieg in Europa. Undenkbar schien das. Wie gehen die Menschen in der Ukraine damit um? Welche Befürchtungen gibt es in den Nachbarstaaten?
Der erste Teil der politischen Reise geht vom bulgarischen Warna am Schwarzen Meer über die ukrainische Hafenstadt Odessa, Moldawien und Rumänien bis nach Lwiw, dem früheren Lemberg, unweit der ukrainisch-polnische Grenze.
"No Russki - no Business"
„No Russki – no Business“, keine Russen - kein Geschäft. Die Worte des Taxifahrers Plamen Penep aus Warna klingen leicht daher gesagt. Doch sie deuten an: die Zeiten werden schwerer in der drittgrößten Stadt Bulgariens. Über Jahre hinweg kamen vor allem Russen zum Urlaubmachen an die Goldstrände bei Warna.
Seit der Annexion der Krim bleiben russische Touristenströme aus. Die Russen fahren nun auf die Krim. Und auch die geplante russische Gaspipeline wird nicht in Warna an Land gehen. Die „South Stream“ Leitung ist eines der Opfer im aktuellen Konflikt zwischen Russland und EU. Das politische Klima ist rauer geworden. Bulgarien, Russlands Bruder auf dem Balkan, trifft das besonders. Jeder dort kennt den Spruch „Immer für Europa – aber nie gegen Russland!“
Die Republik Moldau, auch Moldawien genannt, liegt zwischen Rumänien und der Ukraine. Vor seiner Unabhängigkeit, Anfang der 90er Jahre, war Moldawien eine der wohlhabendsten Sowjetrepubliken – doch der bisher ungelöste Transnistrien-Konflikt und das wiederholte Embargo Russlands macht Moldawien zu einem der ärmsten Staaten Europas. Transnistrien ist eine offiziell „nicht existierende Republik“, die sich im Zuge des Verfalls der Sowjetunion vom Rest Moldawiens abgespalten hat. Sie wird von keinem Staat der UN anerkannt, verfügt aber über eine Grenze, die den prorussischen Teil, Transnistrien, von dem eher Europa zugewandten, Moldawien, trennt Ein sogenannter „frozen conflict“, ein eingefrorener Konflikt. Die Region kann jederzeit zu einem kriegerischen Hot Spot werden. Moldawien versucht eigene Wege zu gehen, neue Möglichkeiten und Märkte für sich zu erschließen – es exportiert inzwischen in den Westen. Vor allem Wein. Argwöhnisch beäugt von Russland. „Wir sind in Europa inzwischen konkurrenzfähig“. Sagt Alexandru Luchianov - Geschäftsführer und Miteigentümer eines privat geführten Weingutes im Süden Moldawiens. Und doch hoffen viele, dass es bald wieder Geschäfte mit dem großen Russland gibt.
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