Im Tiergarten Möchengladbach gibt es etwas ganz Besonderes zu sehen: Ziegenbabys aus einer bedrohten Haustierrasse. Dabei handelt es sich um die Walliser Schwarzhalsziegen. Wir sprachen mit Zoodirektorin Dr. Katrin Ernst über diese besondere Art und den süßen Nachwuchs.
Die Walliser Schwarzhalsziege hat viele Namen: Vallesana-Ziege oder auch Sattelziege, Gletschergeiß, Vispertalerziege oder Halsene wird sie genannt. Wie auch immer man sie nennt, eines steht ganz fest: diese Art ist bedroht. Beheimatet ist die Nutztierrasse in der traditionellen Landwirtschaft schwerpunktmäßig in der Oberwallis, einer Region im Schweizer Kanton Wallis.
Durch Zucht hat man diese Ziegenart an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. Sie ist sehr leistungsfähig, aber gleichzeitig auch sehr robust und anspruchslos. Gleichzeitig gilt als eine der ältesten Hausziegenrassen der Welt, und besteht wohl etwa seit 10. Jahrhundert nach Christus. In den 1970er Jahren aber galt ihr Fortbestand aber gefährdet.
Die traditionelle Landwirtschaft wird mehr und mehr von der konventionellen Landwirtschaft verdrängt. Für die Walliser Hausziegenrasse gab es somit keine Verwendung mehr. Aber Tierfreunde auf der ganzen Welt, wollten sich damit nicht abfinden und züchteten die wunderschöne Ziegenart, damit sie nicht verloren ging.
Im Tiergarten Mönchengladbach hält man die Walliser Schwarzhalsziegen seit Mitte des 20. Jahrhunderts und konnte so, auch fernab der Schweiz, einen Beitrag dazu leisten, dass diese Art nicht für immer verloren ging. Nun tollen auf der Anlage zwei neue Vertreter der Art: die Ziegenbabys mischen die Familie ganz schön auf.
In der Schweiz gibt es weniger als 10 Haltungen in zoologischen Einrichtungen. Hier werden die Tiere aber eben auch in der traditionellen Landwirtschaft eingesetzt, denn eigentlich sind sie für das Klima im Wallis perfekt geeignet.
Zudem sind sie eine so genannte Zweinutzungsrasse. Darunter fallen meist alte Landrassen. Diese wurden eben möglichst nicht nur auf ein Leistungsmerkmal hin gezüchtet, sondern eben auf mehrere. Die heutige Hochleistungszucht, fokussiert sich meist auf ein Leistungsmerkmal. Zweinutzungsrassen gelten als zu wenig effektiv. Deshalb passen sie nicht zur konventionellen Landwirtschaft.
Ganz unabhängig von ihrer Nutzbarkeit für die Landwirtschaft, sind die Walliser Schwarzhalsziegen unglaublich sympathische Botschafter ihrer Art und zudem exzellent, um genau auf diese Problematik der bedrohten Haustierrassen hinzuweisen. Deshalb sind sie auch für zoologische Einrichtungen interessant - nicht, weil sie sich so gut mästen lassen und viel Milch geben.
Die zwei süßen Ziegenbabys müssen sich also im Tiergarten Mönchengladbach gar nicht aus fett werden und Milch geben konzentrieren, sondern leben einfach so vor sich hin. Aktuell entdecken sie die große weite Welt ihres Geheges und lernen, sich in der Herde zurecht zu finden. Das ist wundervoll zu beobachten.
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