Pressebericht: Frankenpost - 28.08.2017
Dreieinhalb Stunden rockt Udos Lindenwerk auf der Burgruine Thierstein. Das Konzert zu toppen, wird für die Burgsommer-Macher schwierig werden.
Thierstein - Udos Lindenwerk hat die Versprechen der Burgsommer-Macher in Thierstein nicht nur gehalten - es hat sie übertroffen. Dreieinhalb Stunden Rock'n'Roll und eine Show vom Feinsten brachte die Band über die historischen Mauern. Udos Lindenwerk ist nicht einfach nur eine weitere Udo-Lindenberg-Tribute-Band, es sind Paradiesvögel und exzellente Musiker, die im Sinne des Altmeisters seinen Panik-Rock unter das Volk bringen.
Wo soll man anfangen? Bei den Honky-Tonky-Show-Girls, die gute Laune und Eierlikör im Publikum verteilen? Bei der Band, die sich punktgenau durch das Lindenberg-Repertoire groovt? Beim kurzen Auftritt vom Misses Rheinland-Pfalz, Karin Wadle? Oder doch besser bei Rolando Pacella, der auf der Burg überzeugend den Lindenberg gibt, und seiner Duettpartnerin, der großartigen Katz Graf?
Dann vielleicht doch besser der Reihe nach: Ausverkauft. Weit über 200 Neugierige, Udo-Fans und "Lindianer", wie sich die echten Lindenberg-Intimi nennen, hatten den Weg in die Burgruine gefunden. Die wenigen Karten an der Abendkasse gehen weg, wie das Stamperl "Feierlikör", das das Burgsommer-Team an die Besucher ausgibt. Udo-T-Shirts überall, vor der Bühne Lindenberg-Lookalikes mit Hut, Sonnenbrille, engen schwarzen Jeans und Nietengürtel. Textsicher hängen sie Rolando Pacella an den Lippen, vom ersten Takt, bis der letzte Akkord dann kurz vor Mitternacht verklungen ist. Mit "Boogie Woogie Mädchen", "Einer muss den Job ja machen" und "Coole Socke" legt die Band ordentlich los, um mit "Wozu sind Kriege da?" den Fuß etwas vom Gas zu nehmen. Für das Anti-Kriegs-Lied hat sich Udos Lindenwerk die junge Lorena Neupert aus Thierstein auf die Bühne geholt, für viele im Publikum ein großer Gänsehautmoment.
Inmitten der Band, Tobias "Commander Superfinger" Schwarz (Keyboards), Reinhold Hilz (Gitarre), Michael "Blacky" Schwartz (Bass) und Christoph Sommer (Schlagzeug), lässt Pacella das Mikro am Kabel durch die Luft kreisen, und brabbelt in Udo-Manier zwischen den Songs über sein Idol und das "Nachbardorf Selb". "Bodo Ballermann" kommt nicht als Tango, sondern als rotziger Punk und mit "Die Heizer" legen Udos Lindenwerk noch eine Schippe Rock'n'Roll nach. Neben Rolando Pacella immer mitten im Geschehen: Katz Graf, die als einnehmende Nachtigall, das Blaue vom Himmel singt. Noch ein bisschen wilde "Honky Tonky Show" und die Band verabschiedet sich für einige Minuten von der Bühne.
Nach der Pause kommen die Lieder, die auch "Nicht-Lindianer" aus dem Radio kennen. "Ein Herz kann man nicht reparieren", "Hinterm Horizont", in das das Publikum lautstark einstimmt und vor allem "Cello". In hochhackigen Stiefeln und rot-schwarzer Corsage hat Karin Wadle ihren kurzen aber heißen Auftritt am weißen Streichinstrument. Was dann folgt, zwischen der Bar auf der rechten Bühnenseite, der Rakete hinten links und dem Keine-Panik-Rettungsring, ist ein Parforceritt durch die Lindenbergschen Klassiker: "Straßenfieber", "Andrea Doria" und "Reeperbahn". Auch der "Sonderzug" hält - nicht in Pankow, dafür aber in Thierstein. Auf seinem Weg durch den Burghof sammelt er allerlei Gestalten auf, um sie auf der Bühne für eine große Party wieder auszuspucken. Dann tanzen Außerirdische mit Marilyn Monroe, dem Publikum und mehreren Udo-Doubles im Scheinwerferlicht. "Meine Füße wollen weiter doch mein Herz bleibt hier", singt Rolando Pacella, doch so richtig und endgültig will Udos Lindenwerk doch noch keinen Schlussstrich unter das Konzert ziehen. Also geht die Band mit "Candy Jane" noch einmal richtig zur Sache. Und schließlich, kurz vor Mitternacht, schlüpft Pacella in seinen Raumanzug. Aus den Boxen wummert ein tiefes Grollen, Nebel strömt auf die Bühne und der Astronaut macht den Abflug.
Panik machte sich höchstens bei den Burgsommer-Machern breit: Wie wollen sie ein solches Konzert noch toppen? Geht das, oder genügt's Udos Lindenwerk einfach einmal wieder zu engagieren? "Wir sehen uns wieder, Thierstein", macht Rolando Pacella Hoffnung.
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