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Audio-Beitrag: Bismarcks Reichsgründung (Norddeutscher Rundfunk vom 6. Januar 1971)
0:21 Die Reichsgründung 1871 war "nicht die Errungenschaft einer deutschen, bürgerlichen Revolution, sondern das Produkt - fast könnte man sagen das Nebenprodukt - eines dynastischem Krieges zwischen Preußen und Frankreich. Sein Architekt war Bismarck. Und mit Recht spricht man heute vom Bismarck-Reich"
1:18 O-Ton Bismack nach der Schlacht von Königgrätz 1866: "Ich spreche das Wort "Norddeutscher Bund" unbedenklich aus, weil ich es, wenn die uns nötige Konsolidierung des Bundes gewonnen werden soll, für unmöglich halte, dass süddeutsche, katholische, bayrische Element hineinzuziehen"
1:48 O-Ton Bismarck: "Was wir brauchen ist Norddeutschland und da wollen wir uns breit machen"
2:35 Bismarck über die Main-Linie
5:38 Bismarck am 26.2.1869: "Dass die deutsche Einheit durch gewaltsame Ereignisse gefördert werden würde, halte auch ich für wahrscheinlich. [...] Ein willkürliches, nur nach subjektiven Gründen bestimmtes Eingreifen in die Entwicklung der Geschichte hat immer nur das Abschlagen unreifer Früchte zur Folge gehabt. Und dass die Deutsche Einheit im Augenblick keine reife Frucht ist, fällt meines Erachtens in die Augen"
6:52 "Bismarck war ein Preuße und er fürchtete, mit Recht wie die spätere Geschichte gezeigt hat, dass Preußen das süddeutsche Element weder beherrschen noch assimilieren könne, dass es sich vielmehr in Deutschland auflösen und verlieren würde. Bismarck war außerdem ein konservativer Junker und Monarchist und die nationale Einigung Deutschlands war eine bürgerlich-liberale, ja im letzten Grunde eine demokratisch-republikanische Idee"
8:04 "In der Praxis hieß das: Die deutsche Einigung durfte sich nur in der nüchternen Form des Beitritts der vier Süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt zum Norddeutschen Bund mit seiner fest etablierten preußischen Vorherrschaft vollziehen"
9:23 "Bismarcks Reichsgründung war eine Art grandioser Trick und Tricks, auch die glänzendsten, halten auf die Dauer nicht Stand"
12:30 O-Ton Rudolph von Delbrück: "Acht siegreiche Schlachten, in denen die Söhne aller deutschen Länder vereint gekämpft und geblutet hatten, hatten im Bewusstsein der Armee die Einigung Deutschlands vollzogen"
17:14 Geplantes Fürstenzusammenkunft in Versailles
18:00 Über den bayrischen König Ludwig II.
21:45 O-Ton Bismarck zu den Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten zum Norddeutschen Bund: "Es ist eine sehr schwere Verantwortung für mich, hier allein Verträge abzuschließen und Abmachungen zu treffen, die für die Zukunft von entscheidendster Bedeutung sind. Ich bin in schlecht geregelter Verbindung mit der Heimat, habe keine Akten zur Hand und doch muss ich entscheiden: Dies nehme ich an, jenes nicht. Ich setze mich der herbsten Kritik für mein ganzes Leben aus, wenn die mit den süddeutschen Staaten getroffenen Abmachungen übel ausschlagen"
25:47 "Aber: Es war eine sehr lockere, etwas fadenscheinige Einheit, und der pomphafte Kaisermantel war sehr notwendig, um ihre Unvollkommenheiten zu verdecken"
26:18 "Es war die Umtaufe des erweiterten Norddeutschen Bundes in Deutsches Reich und die Erhebung des Königs von Preußen zum Deutschen Kaiser, was die Fantasie beflügelte, dem Nationalgefühl Befriedigung [...] bot, und der Welt die Geburt einer neuen europäischen Großmacht signalisierte"
26:44 "Darin lag Bismarcks eigentlich genialer Trick: Denn er gab den bürgerlich Liberalen, die ja damals zugleich Romantiker waren, das was seit 1848 ihr Traumziel gewesen war, und doch verbaute er gerade damit, den Weg zu ihrem eigentlich, uneingestandenen Realziel, dem bürgerlich parlamentarischen Nationalstaat; denn nichts konnte monarchisch-feudaler sein als die mittelalterlicher Kaiser- und Reichsidee, und überdies sorgte Bismarck dafür, dass keine Nationalversammlung und kein Reichstag den Kaiser kürte, sondern ausschließlich die deutschen Fürsten"
28:58 Ludwig II. muss überredet / bestochen werden
34:04 König von Preußen muss überredet / bestochen werden
35:12 O-Ton Bismarck: "Ich hatte mehrmals das dringende Bedürfnis eine Bombe zu sein und zu platzen, dass der ganze Bau in Trümmern gegangen wäre. Nötige Geschäfte greifen mich wenig an , aber die unnötigen verbittern"
35:32 Kaiser-Proklamation am 18. Januar 1871 (Deutsches Reich)
37:52 "Seid gegrüßt, Mitvasallen!"
39:26 "Wenn man heute mit 100 Jahren Abstand zurückblickt, kann man in dem was damals geschah, in der Tat deutlich den Anfang vom Ende Preußens erkennen; es ist mehr und mehr im Reich aufgegangen und schließlich mit dem Reich untergegangen"
