Die große Mehrheit der Arbeitsverträge in der deutschen Forschung und Wissenschaft (meistens an Universitäten) ist befristet. Darunter leiden die Wissenschaftler. Allein als Professor hat man Chancen auf eine Anstellung auf Lebenszeit, im so genannten Mittelbau gibt es solche Stellen selten.
Der Weg zur Stelle als Professor ist lang und steinig. “Ich kenne viele, die immer wieder befristete Stellen hatten und bei denen es dann mit 40 einfach nicht mehr weiter ging. Und da ist man dann auch einfach zu alt, um nochmal in einer Firma komplett neu anzufangen”, beschreibt Biologin Adriana. Sie selber hofft, die eine Ausnahme zu sein. “Das ist meine Hoffnung, an die ich mich klammere, sonst würde ich das alles ja nicht machen.”
Wer nach dem Master weiter an der Uni bleibt und einen Doktor macht, ist noch während der Promotion mit der Frage der Finanzierung beschäftigt. Obwohl das Wissenschaftszeitvertragsgesetz rät, dass die Vertragsdauer an die für eine Qualifizierung benötigte Dauer angepasst werden soll, läuft der Arbeitsvertrag oft schon vor Fertigstellung der Dissertation aus und die jungen Nachwuchswissenschaftler müssen sich neue Finanzierungsmöglichkeiten für ihre Forschung suchen. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz regelt, wie Arbeitsverträge für das wissenschaftliche und künstlerische Personal an staatlichen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zeitlich befristet werden können.
Denn auch nach der Promotion gehen die Schwierigkeiten als Postdoc mit der Finanzierung von Forschungsprojekten und Drittmittelanträgen weiter. Nach einer Überarbeitung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes kann aktuell bis zu 6 Jahre in der Promotion und bis zu 6 Jahre nach der Promotion, also insgesamt 12 Jahre, immer wieder befristet angestellt werden. Mit diversen Ausnahmeregelungen können diese 12 Jahre Befristung sogar noch verlängert werden. Für Forscher, deren Stellen aus Drittmitteln bezahlt werden, gilt diese Eingrenzung gar nicht, sie können immer wieder befristet angestellt werden.
Die Mehrheit der Arbeitsverträge in der deutschen Wissenschaft sind 50-, oder 65-Prozent-Stellen, in der Praxis wird aber durchschnittlich acht Stunden pro Tag gearbeitet. Zu der Arbeit an der eigenen Forschung kommen oft Beratung von Studenten, Lehraufträge, Betreuung von Haus- und Abschlussarbeiten. Unser unsicheren Bedingungen fällt der Entschluss zur Familiengründung schwerer. So bleiben überdurchschnittlich viele Nachwuchswissenschaftler kinderlos.
Ein Problem, das Chemikerin Alexandra dazu bringt darüber nachzudenken, nach ihrer Doktorarbeit im Bereich der Tumorforschung aus der Wissenschaft auszusteigen. Und auch Politikwissenschaftlerin Louisa weiß, “wenn ich in der Forschung bleiben will, kann ich mir den Kinderwunsch eigentlich abschminken.”
Unter den prekären Arbeitsbedingungen in der deutschen Wissenschaft leiden nicht nur die Wissenschaftler selbst. Auch die Qualität von Lehre und Forschung scheint zumindest gefährdet.
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Prekäres Arbeiten in Wissenschaft und Forschung
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