Bei keinem anderen Eingriff werden so oft Behandlungsfehler festgestellt wie bei Wurzelbehandlungen. Doc Fischer zeigt, wie Betroffene einen Fachmann finden und welche Folgen falsch behandelte Wurzelkanäle haben können.
Dieses Video ist eine Auskopplung aus dem SWR-Gesundheitsmagazin Doc Fischer vom 14. Juni 2021. Die ganze Sendung gibt es in der ARD-Mediathek unter: [ Ссылка ]
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HÄUFIGE ZAHNARZT-FEHLER BEI WURZELBEHANDLUNGEN
Nach einer Wurzelbehandlung quälen Delphine starke Zahnschmerzen. Immer wieder geht sie zum Zahnarzt - doch der behandelt nur medikamentös.
Delphine holt sich eine Zweitmeinung bei Zahnarzt Martin Radwan. Der stellt fest: Die Wurzelbehandlung wurde inkorrekt ausgeführt. Dadurch konnte sich Karies bilden und Bakterien ausbreiten, die eine riesige Entzündung verursachen. Eine interne Untersuchung seiner Praxis zeige, dass alle Patienten, die 2019 nach einer Wurzelbehandlung zu ihm kamen, inkorrekt und nicht richtlinienkonform behandelt worden seien. Ein Blick auf die Behandlungsfehler-Statistik des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen bestätigt: Bei keinem anderen Eingriff werden so oft Behandlungsfehler festgestellt wie bei Wurzelbehandlungen.
FEHLENDE KONTROLLE IM BEHANDLUNGSABLAUF
Professor Michael Hülsmann der Universitätsmedizin Göttingen erläutert: "Das ist eine schwierige Disziplin! Das Schwierige daran ist, dass wir es sowohl mit der Biologie und der Medizin zu tun haben. Gleichzeitig setzt das eine sehr hohe handwerkliche Befähigung voraus."
Entscheidend ist, dass sich der Zahnarzt an einen festgelegten Behandlungsablauf hält. Dazu gehört unter anderem ein Röntgenbild zu Beginn und am Ende zur Kontrolle, um mögliche Fehler korrigieren zu können. Doch laut Martin Radwan bleibe dieser Schritt oft aus.
UNZUREICHENDE AUSBILDUNG UND PRAXISERFAHRUNG DER ZAHNÄRZTE
Professor Hülsmann kritisiert die unzureichende Praxiserfahrung im Bereich Wurzelbehandlungen. Zwei Semester reichen nicht aus, um ausreichend klinische Erfahrung in diesem Teilbereich der Zahnmedizin zu sammeln, so der Experte. Das bestätigt auch die Zahnärztin Verena Görg. Nach ihrem Studium hat sich die Zahnärztin deshalb weitergebildet und auf Wurzelbehandlungen spezialisiert.
Sie erklärt: "Drei Punkte machen diesen Unterschied aus – zum ersten ist es der Präzisions- und Zeitaufwand, der deutlich größer ist als bei einem Generalisten. Der zweite Punkt wäre das Spezialwissen, was ich mir angeeignet habe und der dritte natürlich der Einsatz dieser ganzen modernen, technischen Hilfsmittel, die in einer normalen Zahnarztpraxis nicht da sind."
KRITIK: GERINGE LEISTUNGSÜBERNAHME DER KRANKENKASSEN
Zahnärzte überweisen Patienten in Verena Görgs Praxis, wenn sie selbst keine Revisionen machen, also alte Wurzelfüllungen wieder herausholen. Doch wer es nicht so weit kommen lassen will, kann sich von vorneherein an eine Spezialpraxis für Endodontie wenden. Allerdings muss die Behandlung zum Teil oder sogar komplett selbst bezahlt werden. Auch beim normalen Zahnarzt übernimmt die gesetzliche Krankenkasse lediglich die Standardbehandlung – je nach Ausstattung der Praxis und verwendetem Material sind private Zuzahlungen inzwischen normal und können schnell mehrere hundert Euro ausmachen.
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung erklärt gegenüber Doc Fischer, es gebe ein Wirtschaftlichkeitsgebot bei der Zahnversorgung, Leistungen dürften das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Die Krankenkassen vergüten Zahnärzte pauschal pro Wurzelkanal. Das kann zu Kosten- und Zeitdruck führen, wodurch Fehler passieren können, so Martin Radwan.
Immerhin: Im Fall von Delphine beteiligt sich ihr früherer Zahnarzt an den Kosten für die Revision der Wurzelbehandlung.
Autorin: Juana Guschl
Bildquelle: picture alliance/ dpa | Markus Scholz
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