Der zweite Sprecher der diesjährigen Zukunftskonferenz ist Robert Dernberger, seines Zeichens Politikwissenschafter, Philosoph, und Bürgerrechtsaktivist. Er stellt Demut und Wahrheit in den Mittelpunkt seines Vortrags.
Die heutige Gesellschaft ist sehr schnell darin, die Menschen in alten Zeiten zu verurteilen, weil sie ein Verhalten an den Tag legten, das mit heutigen moralischen Vorstellungen nicht in Einklang zu bringen ist. Es wird übersehen, dass es wie heute so auch damals Indoktrinierung, Manipulation und andere Methoden der (Massen)Beeinflussung gab.
In seinem Buch Die Kunst des Liebens schrieb Erich Fromm: „Ich möchte zeigen, dass es in der Liebe zu einem anderen Menschen überhaupt keine Erfüllung ohne wahre Demut, ohne Mut, Glaube und Disziplin geben kann.“ Diese Tugenden sind heute in Vergessenheit geraten, so Dernberger. Die Liebe – hier ist nicht die romantische, sondern jene zwischen allen Menschen auf Erden gemeint - ist kein Selbstläufer, sondern erfordert harte Arbeit.
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Bei seinem kürzlichen Besuch im Mailänder Dom stellte Dernberger fest, dass die am Bau beteiligten Menschen dieses Gebäude mit wahrer Hingabe gebaut haben. Sie legten alle oben erwähnten Tugenden an den Tag.
Ein Wandel zum Guten erfordert neben der Besinnung auf die Tugenden auch Herzlichkeit, Wohlwollen, Schönheit und (positive wie negative) Freiheit.
Der Mensch ist in seiner Auffassungsgabe und seinen Fähigkeiten ein stark limitiertes Wesen, das von seinem Ego geführt wird und sich gerne selbst belügt. Er ist anfällig für Fehler, Irrtümer und Illusionen. Viele Bewegungen, die die Welt zum Positiven verändern wollten, sind oftmals daran gescheitert, dass ihre Protagonisten das eigene Ego und die Machtspielchen über den gemeinsamen Erfolg gestellt haben.
Demut ist laut Dernberger entscheidend im Hinblick auf eine positive Veränderung der Welt: nicht zu glauben, dass man die einzige Wahrheit kennt oder als einziger weiß, was gut für alle Menschen ist. Und weiters ist auch der Wille zur Objektivität, der die Hintanstellung des eigenen Egos voraussetzt, notwendig.
Die (spaltende) Aufteilung der Welt in „Aufgewachte“ und „Schlafende“, der Mensch als Bestandteil der Schöpfung, die Orientierung an einer universalen Ethik, der Zusammenhang zwischen Glauben und Unterwerfung und die Frage nach einer göttlichen/transzendentalen Kraft, die uns zum Teil eines gemeinsamen Größeren macht, sind weitere Inhalte dieses philosophischen Vortrags.
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