Eberhard Hertel - Kleine Fische werden gross 2009
Ich ging im Sommersonnenschein
mit meinem kleinen Töchterlein
zum Fluss hinab
da sass ein Mann mit einer Angel.
In einem Eimer, dunkelgrün,
schwammen die Fische, die er fand.
Auch ein ganz winzig kleiner Fisch
war darin gefangen.
Das Mädchen sah dem Tierchen zu
dann fragte sie mich plötzlich:
Du, er sieht so traurig aus,
kannst du mir das erklären?
Findet er denn wieder heim,
bleibt der kleine Fisch so klein,
sag mal, Papi,
was wird später aus ihm werden?
Kleine Fische werden gross,
sagte ich und dachte bloss
und dann schwimmen sie hinaus,
in die weite Welt hinaus.
Kleine Mädchen werden gross,
heut' sitzt du auf meinem Schoss,
aber einmal, du wirst sehn
wirst du eig'ne Wege geh'n.
Da warf sie ihren Arm um mich:
Papa, ich lass dich nie im Stich.
Uns beide kann im Leben
niemals jemand trennen.
Mir aber war es nur zu klar,
wird sie erst einmal fünfzehn Jahr,
wird ausser mir sie auch noch
and're Männer kennen.
War ich ihr Mittelpunkt bisher,
bald liebt sie einen and'ren mehr
und irgendwann wird von zuhaus
sie Abschied nehmen.
Und ich werd' am Fenster steh'n
und nach meinem Liebling seh'n
und ich weiss, in meinen Augen stehen Tränen.
Kleine Fische werden gross,
sagte ich und dachte bloss
und dann schwimmen sie hinaus,
in die weite Welt hinaus.
Kleine Mädchen werden gross,
heut' sitzt du auf meinem Schoss,
aber einmal, du wirst sehn
wirst du eig'ne Wege geh'n.
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