1944, als die Gefahr durch alliierte Luftangriffe zunahm, setzte die Lagerleitung von Gusen Tausende Häftlinge ein, um unterirdische Tunnel zu bauen, in denen die Rüstungsproduktion fortgesetzt wurde.
Gegen Ende des Krieges wurde das Konzentrationslager Mauthausen Ziel für zahlreiche Evakuierungen aus Lagern nahe der Front. Zehntausende Häftlinge kamen über lange Transporte an. Überfüllte Unterkünfte, Lebensmittelmangel und grassierende Krankheiten führten zum Massensterben unter den Gefangenen in den letzten Monaten vor der Befreiung.
Im Laufe des Monats April schlugen Kapos auf Anordnung der SS hunderte Gefangene tot. Ende desselben Monats, in einer der letzten Vergasungsaktionen des Dritten Reichs, ermordete die SS 650 kranke Häftlinge in einer Baracke. Anfang Mai 1945 spielten einige in der SS und in der Führungsriege der NSDAP mit dem Gedanken, die überlebenden Häftlinge in die für die Rüstungsindustrie gegrabenen Tunnel zu treiben und diese zu sprengen. Jedoch wurde dieser Plan weder von der SS noch von den Eiferern der NSDAP durchgesetzt.

Franz Ziereis war von 1939 bis zur Befreiung des Konzentrationslagers durch die amerikanischen Streitkräfte 1945 der Kommandant von Mauthausen.
Am 5. Mai 1945 erreichte die US-Armee die Konzentrationslager Mauthausen und Gusen. Zum Zeitpunkt der Befreiung, war der Großteil des Wachpersonals bereits geflohen und die etwa 30, die noch vor Ort geblieben waren, wurden von den Gefangenen getötet. Eine ähnliche Anzahl an Wachen wurde auch in Gusen ermordet. In den Wirren während der Befreiung töteten Gefangene, angetrieben durch die Grausamkeiten und Morde, die in der Zeit davor durch Kapos und Barackenälteste verübt wurden, auch einige Gefangene, die in diesen oder anderen einflussreicheren Positionen der Lagerhierarchie gedient hatten.
Einige Häftlinge waren in so geschwächtem Zustand, dass viele auch in den Tagen und Wochen nach der Befreiung noch starben.
Etwa 197.000 Menschen durchliefen das Lagersystem Mauthausen zwischen 1938 und Mai 1945. Mindestens 95.000 von ihnen starben dort, darunter mehr als 14.000 Juden.
Franz Ziereis floh am 3. Mai 1945 mit seiner Frau aus Mauthausen, zwei Tage vor der Befreiung. Dennoch entdeckten die amerikanischen Soldaten ihn am 23. Mai in seiner Jagdhütte am Phyrn in Oberösterreich. Während er versuchte zu fliehen, trafen ihn drei Kugeln im Bauch. Man nahm ihn gefangen und brachte ihn in das Krankenhaus des US-Militärs in Gusen. Am folgenden Tag wurde der im Sterben liegende Ziereis von den Behörden befragt und gestand alles:
Wie die Häftlinge durch Gas, die harte Zwangsarbeit und Benzin-Injektionen ermordet wurden, oder wie sie bei Außentemperaturen von minus 12 Grad nach dem Bad gezwungen wurden, nackt im Freien stehen zu bleiben, bis sie starben. Einige Häftlinge mussten Steinbrocken schleppen, bis sie zusammenbrachen, dann wurden sie erschossen und in ihrer Akte wurde „Fluchtversuch“ notiert. Andere wurden in Stacheldrahtzäune getrieben oder von einem Hund namens „Lord“ buchstäblich in Stücke gerissen. In den meisten Fällen nahm Ziereis selbst an den Hinrichtungen teil, welche laut seiner Aussage auf Anweisung von Heinrich Himmler – dem Leiter der SS -, Ernst Kaltenbrunner – Leiter des Reichssicherheitsbüros – und Heinrich Müller – Leiter der Gestapo, ausgeführt wurden.

Während des Verhörs, das mehr als sechs Stunden dauerte, litt er furchtbare Schmerzen und erlag schließlich seinen Schusswunden.
Franz Ziereis war 39 Jahre alt, als er am 24. Mai 1945 starb.
Nach seinem Tod hängten ehemalige Häftlinge seine Leiche nackt, bis auf eine Binde am linken Arm, am Zaun des ehemaligen Konzentrationslager Gusen auf. Auf seinem Rücken hatten sie mit roter Farbe „Heil Hitler“ geschrieben und auf seinen Hintern ein Hakenkreuz gemalt.
Ziereis Leiche blieb dort für einige Tage lang so hängen, dass sein Oberkörper und seine Beine über den Zaun baumelten.
Nur der Gestank der Verwesung ließ einen Offizier schließlich die Entfernung seiner Leiche anordnen.


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