PUTINS KRIEG: Gegenoffensive schwächelt? Von wegen! Experte verrät, was wirklich die Taktik ist
Ohne großes Aufsehen hat die Ukraine vor Wochen ihre lang erwartete Gegenoffensive zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete begonnen. Viel wird nicht bekannt. Was sich nun abzeichnet:
Welche Taktik verfolgt die Ukraine?
Die Kämpfe haben sich an mehreren Stellen entlang der 1500 Kilometer langen Frontlinie intensiviert. Von den nördlichen und südlichen Flanken um die zerstörte Stadt Bachmut, die seit Mai von russischen Streitkräften besetzt ist, werden stetige Vorstöße der ukrainischen Truppen gemeldet. Gekämpft wird auch entlang der südlichen Front in Saporischschja, wo von minimalen Erfolgen der ukrainischen Soldaten die Rede ist, die auf mächtige russische Befestigungen stoßen.
Als ein Hinweis auf die ukrainische Taktik dient dabei die Verkündigung von Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar, die Streitkräfte hätten innerhalb von 24 Stunden sechs russische Munitionsdepots zerstört. «Wir fügen ihnen wirksame, schmerzhafte und präzise Schläge zu und lassen den Besatzer ausbluten, für den der Mangel an Munition und Treibstoff früher oder später tödlich sein wird», sagte sie.
Die russischen Einheiten von Nachschub und Verstärkung abschneiden: Das ist nach Einschätzung des britischen Generalstabschefs Admiral Tony Radakin das erste Ziel der Ukraine. Dazu würden die Logistik- und Kommandozentralen hinter der Front angegriffen. Zugleich ziele die Ukraine auf die russischen Ressourcen, indem sie mehrere Punkte entlang der Kampflinie gleichzeitig angreife, erklärte Radakin jüngst.
«Ich würde es als eine Politik des Aushungerns, Zermürbens und Zuschlagens beschreiben», sagte er. Eine Großoffensive könne dann folgen, wenn die Frontlinie in einem Punkt gebrochen sei. Dann könnten Reservetruppen in die Bresche springen. Allerdings wies Radakin auch darauf hin, dass der Ukraine weiter wesentliche Waffenunterstützung für ihre Angriffe fehle.
Wie reagieren die russischen Truppen?
Die russischen Truppen setzen in großem Umfang Panzerabwehrminen ein, um die Gegenoffensive abzubremsen und die ukrainischen Soldaten mit Drohnen, Hubschraubern und Artilleriegeschützen abzuwehren. Doch auch hinter Minen und tiefen Gräben zeigen sich enorme Herausforderungen für die russischen Soldaten. Die langen, zermürbenden Kämpfe haben die militärische Stärke Russlands geschwächt, immer wieder taten Fehleinschätzungen, fehlende Initiativen und schlechte Koordination in den russischen Reihen ihr Übriges.
Nach Worten Radakins hat Russland seit der Invasion im Februar 2022 etwa die Hälfte seiner Kampfkraft eingebüßt. Außerdem halte die russische Rüstungsindustrie bei der Produktion von Munition nicht Schritt, erklärte er. So habe Russland bislang etwa zehn Millionen Granaten eingesetzt, aber nur eine Million neue produziert. Weiter seien mehr als 2000 Panzer verloren, aber nur 200 Ersatzfahrzeuge hergestellt worden.
Berichten zufolge gibt es aber auch russische Offensivoperationen und kleine Erfolge der Besatzungstruppen in den Wäldern bei Kreminna nördlich von Donezk.
Wie geht es weiter?
Die ukrainische Gegenoffensive werde «sehr lang» und «sehr blutig» sein, erklärte kürzlich US-Generalstabschef Mark Milley. Aus Kreisen der ukrainischen Truppen verlautet, der schiere Umfang des russischen Beschusses sei überraschend gewesen und habe den Vormarsch verlangsamt. Vor allem in offenem Gebiet wie in den Feldern bei Saporischschja, wo Deckung schwierig ist, setzt die Ukraine offenbar weniger Soldaten ein, um die Zahl der Opfer bei schwerem Artilleriebeschuss in Grenzen zu halten.
Präsident Wolodymyr Selenskyj räumte vergangene Woche ein, dass die Gegenoffensive «nicht schnell vorankommt». Zunächst begann sie schon später als von vielen erwartet. Der lange Winter und das Warten auf Waffen aus dem Westen sowie auf bei den westlichen Partnern ausgebildete Soldaten waren offenbar die Gründe dafür.
Damit wird das Zeitfenster dafür kleiner. Sobald sich das Wetter wieder verschlechtert und die kalte Jahreszeit mit viel Nässe und Schlamm einen Vormarsch ausbremst, müssen sich die Kriegsparteien möglicherweise auf eine weitere Runde Zermürbungskrieg einstellen.
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