"Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen. Sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen.“ Mit dieser Behauptung setzt Maria Montessori die Maßstäbe für die individuelle Begleitung der Kinder und liefert auch Leitlinien für die Inklusions - Praxis, denn „der Weg auf dem die Schwachen sich stärken ist der gleiche wie der, auf dem die Starken sich vervollkommnen.“ Diese vom Kinde ausgehende Pädagogik war eine Revolutionierung aller bisherigen Erziehungsansätze und ist es im Grunde bis heute. Das Kind kann in einer vertrauensvollen Umgebung seiner selbst sicher werden, davon ausgehend, dass die in einem respektvollen Umfeld aufgewachsenen Kinder langfristig eine friedvolle Gesellschaft gestalten. Entgegen der Annahme einer von Gemeinschaft und Normen losgelösten egozentrischen Entwicklung des Montessori - Individuums, beschreibt sie eine ganzheitliche Entwicklung, die Raum und Ansprache braucht und eben gerade nicht unabhängig von Gemeinschaft und deren Regeln funktionieren kann. Sie hat das unter den Stichworten Freiheit und Disziplin hinlänglich beschrieben.
Ihr Konzept setzt konsequent auf Altersmischung. Wenn wir also tatsächlich bereits am Ende des Industriezeitalters sein sollten, das scheint ja trotz Thatcher strittig, dann hat die reformpädagogische Bewegung der 70er Jahre längst auf die Problematik der Vereinheitlichung von Unterricht und die Unterteilung in Fächer, auf die sogenannte Stoffvermittlung, reagiert. In der Montessoripraxis gibt es das didaktische Leitprinzip der Freiarbeit. Die Schüler*innen wählen eigenständig, mit welchen Themen und Materialien sie sich beschäftigen, welchen Arbeitsplatz und Arbeitspartner sie möchten. Sie üben in einem individuellen Lern- und Arbeitstempo. Es gibt keine Zensuren, sondern detaillierte Beschreibungen der Kompetenzen und des Lernweges. Montessoripraxis ist, wenn alles gut läuft, leistungsorientiert im besten Sinne. Das gelingt, wenn der individuelle Lernprozess dementsprechend fordernd und fördernd individuell begleitet wird und vorbereitete Umgebung nicht einfach nur hübsch eingerichtete Regale meint. In gewisser Weise ist also an der Montessorischule jeder Tag ein FreiDay. Das klingt radikal und man kann es verächtlich aussprechen: "Die Kinder tun, was sie wollen." Ja, so radikal ist es; sie tun, was sie wollen! Kinder wollen lernen und sie brauchen dafür Lehrkräfte, die die Voraussetzungen dafür schaffen, dass individuelles Lernen gelingen kann. Andernfalls wird es ein kollektives Abhängen.
Das Selbstverständnis einer Lehrkraft wird sich nicht ohne Handwerkszeug ändern. Im Zentrum steht die „Hilfe für die menschliche Person, ihre Unabhängigkeit zu erobern“. Die Lernbegleitenden sollten Entwicklungsstufen kennen und kindlichen Bedürfnisse erkennen; vermutlich kein Schwerpunkt in der Lehrerausbildung, Beobachtungspraxis und Diagnosekompetenz ebenfalls nicht. Fächerübergreifendes Arbeiten schon mal gar nicht, in der Regel wählen Lehramtsstudierende eine 2er-Fächerkombination. In der Montessorischule ist "Wechselbeziehung aller Dinge lehren" fundamentales Bildungsprinzip. "Einzelheiten lehren bedeutet Verwirrung stiften. Die Beziehung unter den Dingen herstellen bedeutet Erkenntnisse vermitteln“, sagte Maria Montessori und löste damit das althergebrachte Fächerkonzept auf. Folgerichtig, dass Montessoripraxis auch keine Fächer, wie "Glück" oder "Leben" braucht, das ist unterrichtsimmanent. Das Manifest der Bildung ist also längst geschrieben - von Maria Montessori.
In der Umsetzung beinhaltet das Montessorikonzept ein klares Plädoyer für solidarisches Handeln innerhalb einer Lerngruppe, der Schulgemeinschaft und der Weltgemeinschaft; bitte vergesst das nicht, wenn ihr eure Wohlfühlzonen unter dem Stichwort "Freiheit" verhandelt.
Dies hier ist ein Auszug eines Vortrages, den wir während der Ausbildung als Landweg-Tandem im Montessorilabor Berlin gehalten haben. Alle Zitate hier und im Film sind von M. Montessori. Wesentliche Aspekte, wie die Polarisation der Aufmerksamkeit, fehlen, weil wir uns zugunsten der anderen Vorträge auf einen Schwerpunkt konzentriert haben. Es kann sein, dass das alte Praxishasen irritiert. Und sowieso trägt dieser 11 - Minuten - Vortrag nicht den Anspruch der Vollständigkeit, er ist ein Auszug einer notwendigen Diskussion um den Begriff Freiheit. Freiheit und Arbeit nebeneinander zu stellen ist zumindest historisch fragwürdig. Über Ideologien, Annahmen und Glaubenssätze müsste man auch reden. Maria Montessoris Texte im Hinblick auf aktuelle Fragen zu diskutieren ist also in jedem Fall bereichernd, so oder so.
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Montessori - Pädagogik, was ist das?
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