Josef Strauß [1827-1870]
Delirien, Walzer op. 212 [1867]
Herbert von Karajan, Leitung
Berlin - Philharmonie - 1983
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Wenn man als Dirigent in der Lage ist, einen Klangkörper zu formen, der aus so vielen exzellenten Musikern besteht, jeder für sich genommen, dass es so klingt, als ob aus so Vielem ein Einziges entsteht, dann ist man hochmusikalisch, man hat Autorität und ist in gewisser Weise genial.
Was Karajan hier leistet, ist hochartifiziell und eigentlich kaum zu beschreiben.
Er lädt die Musiker des Orchesters auf eine Wien-Tour ein und bringt das Kunststück fertig, das Orchester österreichischer klingen zu lassen, als die Wiener Philharmoniker. Er hat das Musikantische eines Strausschen Walzers freilich im Blut, was er natürlich atmend überträgt, nein, mehr als überträgt, er schafft etwas Großartiges, Neues. Diese differenzierte und ausbalancierte Dynamik in allen Instrumentengruppen ist wunderbar anzuhören, vor allem, weil sie von einem Rhythmus getragen wird, der unwiderstehlich ist, vom Klang ganz zu schweigen. Dann diese Ausgelassenheit plötzlich, als wenn das Orchester es vorher habe fühlen können, feiert Karajan die Extreme, alles schäumt auf und deliriert in der Tat musikalisch. Das Orchester lässt sich das nicht zwei Mal sagen, es steigt ein, stürmt los und feiert diese steigernde Apotheose mit, so gut es kann und unter diesem Dirigenten kann es. Welch ein Rätsel, er braucht gestisch gar nicht viel zu machen, es ist so, als würden Zauberkräfte abstrahlen, Impulse, die er sowohl ins Orchester als auch ins Publikum schickt, denen man sich nicht entziehen kann. Und zum Schluss gerät alles wieder zur Stille, als hätte man das Licht der Energie komplett ausgelöscht.
Herbert von Karajan war der beste Dirigent der Welt!
berlinzerberus
by berlinzerberus
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