Agatha Christie Hörbuch : Sie kamen nach Bagdad.
Victoria Jones, Reiseleiterin einer reichen Amerikanerin in den exotischen Orient, ahnt nicht, worauf sie sich eingelassen hat. In Bagdad gerät die junge Frau in das Netz einer internationalen Verbrecher-Organisation. Und als der Überbringer einer rätselhaften Botschaft in ihrem Hotelzimmer tot zusammenbricht, nimmt das Unheil seinen Lauf …
"Du musst zugeben, dass die ganze Geschichte sonderbar klingt. Ganz wie ein Schundroman". So reagiert der mysteriöse Edward, als ihm die ihn anbetende Victoria Jones ihre abenteuerlichen Erlebnisse im tiefsten Orient schildert. Gut, ganz so schlimm ist der Roman dann doch nicht ausgefallen, doch ein Meisterwerk ist "Sie kamen nach Bagdad" definitiv auch nicht.
Obwohl die Protagonistin Victoria Jones, eine lebenslustige, aber mittellose Britin, die sich aufgrund einer Liebe auf den ersten Blick vermutlich ins Abenteuer ihres Lebens stürzt, durchaus sympathisch geraten ist, so blendet sich die an sich recht interessante Krimigeschichte um eine mysteriöse Frau namens Anna Scheele dank der von Anfang an etwas faden Liebesgeschichte zwischen Victoria und Edward, auf der aber irgendwie immer der Hauptakzent der Erzählung liegt, ständig aus und kommt so nie richtig in Fahrt. Jeder spannende Moment (wenn etwa ein lebensgefährlich verwundeter Unbekannter in Victorias Zimmer taumelt) wird meist sogleich wieder im Keim erstickt und die Handlung holpert unbeholfen vor sich hin bis zu einem der vielleicht ödesten Finale im Oeuvre der Christie (man kann es ja schon längst vorhersehen, aber die allerletzte Schlusspointe schlägt dem Fass dann endgültig den Boden aus).
Wer etwas anfangen kann mit Geschichten, in denen die Protagonistin (nach Selbstaussage) zu "einer Geheimagentin oder etwas ähnlich Romantischem" mutiert und wer somit auch eher auf der Suche nach einer zwar abenteuerlichen, aber nichtsdestotrotz seichten Lovestory ist, der kann sich durchaus an "Sie kamen nach Bagdad" wagen. Wer aber einen klassischen Whodunnit voller falscher Fährten und jeder Menge Spannung erwartet, den wird dieser durch die romantischen Liebesgeplänkel allzu verwässerte Krimi (ich sträube mich fast diesen Begriff hier zu verwenden, denn mehr als eine orientalische Romanze mit Krimielementen ist es dann doch nicht) trotz des zugegebenermaßen recht abwechslungsreichen, exotischen Schauplatzes auch nicht überzeugen können. Da das Ganze aber trotz der größtenteils fehlenden Spannung doch noch halbwegs angenehm zu lesen ist und die von mir eigentlich sehr geschätzte Christie weitaus schlechtere Werke verbrochen hat (man denke nur an das unsäglich öde "Nikotin" oder das ebenfalls im Orient spielende "Rächende Geister") gibt es immerhin noch gerundete drei Gnadensterne.
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