Kreuzimpfung gegen Corona-Virus | Hausärzte warnen vor Mehraufwand wegen Stiko-Empfehlung | Auf Erstimpfung mit Astrazeneca soll mRna-Vakzin folgen.
Kreuzimpfung lautet die neueste Empfehlung für den Impfstoff von Astrazeneca. Bei vielen Hausärzten klingeln deswegen wieder die Telefone Sturm. Die Corona-Inzidenz liegt derweil so tief wie zuletzt vor fast einem Jahr.
Berlin (dpa) - Nach der neuen Impfempfehlung für eine sogenannte Kreuzimpfung nach einer Erstimpfung mit Astrazeneca beklagen die Hausärzte einen «enormen Mehraufwand». Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), Patienten seien verunsichert, erfragten, welchen Impfstoff sie nun bei der Zweitimpfung erhalten würden und wollten auch ihren Termin entsprechend vorziehen.
In großen Impfzentren lassen unterdessen Menschen ihre Termine verstreichen ohne abzusagen. Debattiert wird vor diesem Hintergrund über Bußgelder, aber auch über Bonussysteme. Die Corona-Inzidenz erreichte am Samstag laut Robert Koch-Institut (RKI) das niedrigste Niveau seit fast einem Jahr.
Die beim RKI angesiedelte Ständige Impfkommission (Stiko) hatte am Donnerstag überraschend mitgeteilt, dass Menschen, die eine erste Impfung mit Astrazeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie den von Biontech oder Moderna erhalten sollen, weil die Immunantwort deutlich besser sei.
Damit wird auch der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung verkürzt. Zwischen zwei Astrazeneca-Impfungen liegen neun bis zwölf Wochen. Bei der Kreuzimpfung reichen vier. Die schnellere Impfung soll auch einer weiteren Ausbreitung der als ansteckender geltenden Delta-Virusvariante entgegenwirken.
Die Kreuzimpfung ist eine Empfehlung, kein Muss. Wer möchte, kann auch bei zwei Astrazeneca-Impfungen bleiben. Jede der möglichen Impfstoff-Kombinationen sei wirksam, hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag gesagt.
Die Anpassung der Impfempfehlung habe bereits am ersten Tag in vielen Praxen für einen «enormen Mehraufwand» gesorgt, sagte Weigeldt. Für die Patientinnen und Patienten mache der Impfabstand gerade mit Blick auf die anstehenden Sommerferien einen großen Unterschied. Natürlich sei es Aufgabe der Wissenschaft, Empfehlungen dem aktuellen Erkenntnisstand anzupassen. «Das spricht aber nicht gegen eine klare Kommunikation und die frühzeitige Einbindung derer, die letztlich die Empfehlungen umsetzen. Wenn wir ins Schlingern kommen, dann auch die gesamte Impfkampagne.»
Während viele Menschen noch nach Impfterminen suchen, lassen andere ihre ungenutzt verstreichen, ohne vorher zu stornieren. Vermutet wird, dass sich manche im Rennen um Termine an verschiedenen Orten darum bemüht haben und die ungenutzten Termine nicht absagen. Möglicherweise sinkt auch die Impfbereitschaft mit den sinkenden Corona-Zahlen.
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