In Köln hat am Dienstagvormittag (14.06.2016) die öffentliche Trauerfeier für Rupert Neudeck stattgefunden. Der Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur war vor zwei Wochen im Alter von 77 Jahren gestorben. Der Kölner Kardinal Woelki hat die Predigt gehalten.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat den gestorbenen Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck für seinen Mut und sein Engagement für Menschen in Not gewürdigt. Er habe gezeigt, was es konkret bedeute, in jedem Menschen das Antlitz Gottes zu entdecken und ihm zu helfen, sagte Woelki bei einer Trauerfeier in der Kirche St. Aposteln in Köln.
Neudeck habe offensichtlich noch so viel vorgehabt, sagte der Kölner Erzbischof Woelki: "Vital, bis in die Fingerspitzen hinein engagiert, tatkräftig, drahtig, wie immer bestens informiert und vorbereitet, von Müdigkeit keine Spur." Sein Tod erscheine mehr als Abbruch denn als Vollendung eine erfüllten Lebens. Neudeck habe das Gleichnis vom barmherzigen Samariter in sein Leben übersetzt. Er habe das Leben der Ertrinkenden, ihre Angst, ihren Hunger, ihre Heimatlosigkeit verinnerlicht und sich zu eigen gemacht.
Mehr als 1000 Vietnamesen aus ganz Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern haben am Trauergottesdienst teilgenommen. Fast machte es den Eindruck eines großen Familientreffens. Die vietnamesische Gemeinde der ehemaligen boat people hatte immer schon einen bemerkenswerten Zusammenhalt. Das große Bindeglied war Dr. Neudeck, wie alle ihn erfurchtsvoll nannten und immer noch nennen. Man sah keine weinenden Gesichter bei den vielen vietnamesichen Trauergästen, die die romanische Kirche St. Aposteln bis auf den letzen Platz ausfüllten.
"Nach unserem Glauben kommen nur fröhliche Mensch in den Himmel", erklärte Dang Lan aus Saarbrücken. Die 46-jährige wurde als kleines Kind mit ihren Eltern von Rupert Neudeck und der Cap Anamur aus dem südchinesischen Meer gerettet und meinte, ohne sein Wirken wären wir alle nicht hier.
Der in Danzig geborene katholische Theologe, Publizist und Philosoph hatte 1979 zusammen mit Mitstreitern ein Schiff zur Rettung von Bootsflüchtlingen aus Vietnam ins südchinesische Meer geschickt. Daraus entstand die Organisation Cap Anamur, die in mehreren Jahren insgesamt 11.000 Schiffbrüchige rettete. 2003 gründete Neudeck die Organisation Grünhelme, die junge Muslime und Christen für gemeinsame Aufbauprojekte in Afghanistan und anderen armen Ländern gewinnen will. Sein Credo war stets, mit wenig Verwaltungsaufwand auszukommen.
Viel Arbeit erledigte er in seinem Wohnzimmer in Troisdorf bei Bonn. Für sein Engagement wurden er und seine Frau Christel mehrfach ausgezeichnet, zuletzt im April in Stuttgart mit dem Erich-Fromm-Preis.
Neudeck war am 31. Mai im Alter von 77 Jahren nach einer Herzoperation gestorben. Der Cap Anamur-Gründer war in der vergangenen Woche bereits im engsten Familienkreis beigesetzt worden. Vor allem im Rheinland hatte der Tod des 77- jährigen große Bestürzung ausgelöst.
Damit, dass der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki den Trauergottesdienst abhält, schließt sich fast ein Kreis. Woelki hat im Kölner Dom ein Schlepperschiff aufgestellt, um auf das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer aufmerksam zu machen. 37 Jahre zuvor, hatte Rupert Neudeck Flüchtlinge aus dem südchinesischen Meer gerettet. Das sich Geschichte so offensichtlich häufig wiederholt, das hat Rupert Neudeck nicht gefallen. Bereut hat er seinen Einsatz für die Menschheit nach eigenen Angaben indes nie.
(Quelle WDR; [ Ссылка ])
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