Wirklichkeit, Unlust und Gesundheit.
Warum Frustration notwendig ist?
Der Psychoanalytiker Sandor Ferenczi erklärt, dass jede Neurose, ob Depression, Zwangshaftigkeit oder Hysterie, Folge davon sei, dass jene Person unfähig ist, die Unlust, welche die Wirklichkeit mit sich bringt, zu bejahen, bzw. gutzuheißen. Dass etwas uns Unlust bereitet, ist praktisch Voraussetzung dafür, dass wir es als real, als „wirklich“ anerkennen können. Die immer verfügbare Brust, kann nicht als eigenständiges Objekt wahrgenommen werden, wenn sie niemals Frustration bereitete. Dabei bezieht sich Ferenczi auf das Konzept der Verneinung, formuliert durch Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. Die Verneinung ist der Zwischenschritt zwischen der Ignorierung, Verleugnung der Wirklichkeit und ihrer Anerkennung. Mehr noch als eine Abhandlung über die Gesundheit, ist dieser Text eine Abhandlung darüber, wie der Mensch dazu kommt, die Realität, die Wirklichkeit erkennen zu können. Dabei liefe der Mensch jedoch immer Gefahr, durch Regression, zurück in den frühkindliche Narzissmus zu fallen, in ein Erleben, ähnlich dem Traum, welches außerhalb der Realität besteht. Bestimmte Lüste müssen aus der Verdrängung, sprich dem Unbewussten, in moderner Psychologie oft fälschlicherweise Unterbewusstsein genannt, gehoben und schließlich teilweise aufgegeben werden. Ansonsten produzierten diese Verdrängungen Symptome, als Symbolisierung der Verneinung, des Konfliktes zwischen Lustprinzip und Realitätsprinzip. Die Psychoanalyse als Psychotherapie verstanden, besonders innerhalb der Traumdeutung mag der eben angesprochene Konflikt deutlich werden, hat das Ziel, über die Übertragung, den Menschen dahin zu bringen, die Unlust der Wirklichkeit gut zu heißen, sie zu bejahen.
Der von mir hier besprochene Text, Verfasser Sandor Ferenczi, ist im Jahre 1926 entstanden.

„In unseren Träumen können wir unsere Eier genau so kochen lassen, wie wir sie wollen. Aber wir können sie nicht essen.“ Adam Phillips

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Bild: Rada Krüger
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