Herr Kurz,

ich hoffe, Sie sind von Ihrer Corona-Party aus dem Kleinwalsertal gesund zurückgekehrt. War ja dann doch ein wenig mehr los, als bei Ho’s kulinarischer Reisrikscha, also bei den Corona-Partys in Döbling. Ach, das war was! Volksfestcharakter sagt man dazu, Heldenplatzstimmung auf Xibergerisch. Endlich konnten Sie wieder nach den entbehrungsreichen Monaten alternativloser Quarantäne in ihrem Regierungsbunker, eingesperrt mit Werner Kogler und Ulrike Lunacek, ein Bad in der Menge der erotisch, euphorisierten Menschenmassen genießen. Wie eine Berührungsreliquie wurden sie herumgereicht, Husten, Schmieren-, Tröpfcheninfektion und Selfies inklusive. Aber das kann doch einen Messias nicht erschüttern, der selbst Lazarus von den Toten auferweckt hat und außerdem leben im Kleinwalsertal keine 100.000 Menschen, die es vor der panischen Grippe die Haxen wegreißt. Ausgerechnet hunderte Pensionisten, also die sogenannte Hochrisikogruppe, sind vollzählig angetreten. Bewaffnet mit rot/weiß/roten Fahnen, dafür ohne Mundschutz, wurden Sie von Omis und Opis beklatscht, denen sie eigenhändig das Leben gerettet haben. Auch der Babyelefant fehlte, das Ländle ist halt nicht so exotisch wie das nahöstliche Wien. Außerdem stört der langohrige graue Regierungsdumbo. Die einen oder anderen Dioptrienregimenter wären ja sonst fast auf die Idee gekommen, den Elefanten aus reiner Verwechslungsgefahr um ein Autogramm zu bitten. Der Fluch der bösen PR-Idee. Aber nun zum Ernst der Lage: Was Sie können, sollten 8,4 Millionen Österreicher auch dürfen. Daher können Sie sich mit dem gestrigen Tage alle Maßnahmen, ich betone alle Maßnahmen, in den Kopfhelm schmieren. „Quod licet iovi, non licet bovi“ (Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt) gilt bestenfalls für die alten Lateiner, aber im Gegensatz zu geltender ÖVP-Lehre nicht für uns Österreicher. Also Herr Kurz, setzen Sie das Modell Kleinwalsertal umgehend für alle Österreicher um! Sonst setzt es was anderes. Versprochen!

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