Die Erkenntnisse der Psychoanalyse sind oft schwierig zu glauben, denn sie rühren an Dingen, die wir aus guten Gründen gerne vergessen. Aber diese Dinge brechen sich oft in sehr alltäglichen Begebenheiten die Bahn und treten relativ offen zutage. Daher hat Freud auch versucht, gerade an diesen alltäglichen Dingen seine psychoanalytischen Erkenntnisse darzustellen. Er hat versucht am Alltagsverständnis der Leute anzuknüpfen und seine ungeheuerlichen Theorien so ein Stückchen verdaulicher zu machen.
Die Sinnhaftigkeit dieser Alltagsphänomene, wie dem Versprechen, Verlegen, Vergessen und Verschreiben, die Freud unter dem Begriff „Fehlleistung“ zusammenfasst und er in seinem Buch „Zur Psychopathologie des Alltagslebens“ beschreibt, belegt er an recht anschaulichen Beispielen. Der sprichwörtliche „Freudsche Versprecher“ hat damit zwar nicht mehr allzu viel gemein, ist aber doch ein Beleg für die Alltäglichkeit, der sich Ausdruck verschaffenden verdrängten Wünsche.
Da die Verdrängung sozial bedingt ist, kann die Aufklärung der „Psychopathologie des Alltagslebens“ auch einer gesellschaftskritischen Betrachtung der Triebunterdrückung dienen. Damit ist sie, wie der Vortrag zeigen wird, auch Teil einer kritischen Theorie des Subjekts.
