Liebe Kuh von Jan Haugg
Liebe Kuh,
ich habe dich heute gesehen
und muss gestehen, dass
meine Vorstellungen und Ideen von dir
weit auseinandergehen von dem,
wer du eigentlich bist.
Ich dachte du bist dumm
Und kannst nicht denken
Ich dachte du bist stumm und
Willst uns deine Milch freiwillig schenken
Beschämt muss ich den Blick senken,
weil ich merke, dass ich ignorant war.
Denn eigentlich ist eklatant klar:
Mein Genuss ist dein Verlust
Mein Käse für dich Pathogenese
Meine Osteoporose deine Psychose
Mein Knochenschwund macht deinen Euter wund
Und Quark macht mich nicht stark,
sondern nimmt der deine Töchter
und meine Sahne deine Söhne.
Meine Gier, mein Geiz ist deine Not
Mein Konsum bringt dir den Tot.
Liebe Kuh, ich gebe zu:
Ich weiß nun von dem Betrug
In der Werbung, in allen möglichen Formaten
Im TV, auf der Verpackung und auf riesigen Plakaten.
Denn ich wurde konfrontiert, von Menschen auf der Straße
Dein Leid ist dokumentiert in Bildern und Reportagen.
Bekommst keinen Namen,
nur eine Nummer, nur eine Zahl
damit dein Kummer und deine Qual anonymisiert werden
der Käufer in tiefem Schlummer, konsumiert Herden
deiner Brüder und Schwestern
und das nicht erst seit gestern,
sondern Jahr für Jahr werden Millionen Portionen
ihrer Kadaver serviert
und so das Leid potenziert
Für Mensch und fürs Tier
Denn beide werden krank
Die Tiere leiden
und auch für uns ist der Nutzen äußerst bescheiden
Da ist niemand zu beneiden
Doch es gibt einen Ausweg aus der Misere
Und es gibt kaum eine Barriere, die uns in die Quere kommt
Wir werden einfach … Pflanzenesser
So werden die Gewässer besser
Es ist gut für den Boden
Man muss nicht für Soja Regenwald roden
Unsere Gesundheit erlangt wieder Rundheit
Und es geht vielen Tieren nicht mehr an die Nieren
Genau, wir werden Pflanzenesser,
je schneller, desto … gut
Doch dafür braucht es Mut
Von der Politik und der ganzen Republik
Sowie eine Philosophie, die die Harmonie
Zwischen Mensch und Vieh wieder herstellt
Und einen Lifestyle für die Umwelt … etabliert
Dazu gehört jeder informiert
Und zwar nicht nur von Aktivisten
Sondern Ärzten, Politikern, Bauern und Artisten
Auch die Preise für tierleidreiche Speise
Dürfen sich nicht mehr lohnen.
Also Schluss mit Subventionen,
die Budgets von Firmen schonen,
die Informationen vorenthalten
das Land verunstalten und zerstören,
und anstatt zuzuhören, wenn konfrontiert
sich sogar empören, ganz ungeniert.
Liebe Kuh,
es tut mir so unendlich leid
dass deine künstlich verkürzte Lebenszeit
statt von Heiterkeit und Lebensqualität
unter blutroten Sternen steht.
Doch eins sei dir versprochen,
dass unser Kampf für dich ununterbrochen weitergeht
bis auch der letzte Aktivist
eines Tages nicht mehr nötig ist
Videosequenz der Aktivist*innen ist vom 02.09.21 bei der Mahnwache für die Tiere in Ammerbuch-Breitenholz. Text gesprochen von Jan Haugg. Musik und Produktion von Marco Colicchio.
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