Die Welt schaut auf den Gerichtsprozess um den norwegischen Attentäter Anders Breijvik. Und wieder einmal liegt der Focus der Berichterstattung auf dem Täter, seinen Motiven, seinem Antrieb. Die Opfer geraten in den Hintergrund, das Leid der Angehörigen scheint über den Prozessbildern vergessen. Ihre Geschichten werden selten erzählt. Was die Angehörigen in Norwegen noch vor sich haben, kennen die schon, die das Schulmassaker am Erfurter Gutenberg-Gymnasium miterleben mussten.Zehn Jahre danach fragt die Dokumentation von Andreas Postel und Daniela Sonntag wie es denen geht, die überlebten, die ihre Angehörigen, ihre Freunde verloren. Wie lebt es sich mit der Wunde in der Seele, dem was griechisch Trauma heißt? Wie tragen sie diese Last durchs Leben, in welche Bahnen hat das Ereignis ihr Leben gelenkt?Der Film nähert sich den Geschehnissen von damals in reduzierten, einfühlsamen Bildern im Stil einer Graphic Novel. Ganz bewusst spart der 45-Minuten-Film, der am zehnten Jahrestag des Massakers ausgestrahlt wird, den Namen und das Bild des Täters aus, um nicht zu seinem postmortalen Ruhm beizutragen.Der renommierte Traumaexperte Dr. Georg Pieper beschreibt, wie man solche Ereignisse verarbeitet. Die Auseinandersetzung mit der Tat wird zum entscheidenden Faktor. Pieper hat Opfer in Eschede und Rammstein betreut, koordinierte die psychologische Betreuung in Erfurt und hat darüber promoviert. Der Film zeigt wie unterschiedlich die Menschen in Erfurt dabei reagiert haben. Ein Schüler, nur knapp von einem Schuß verfehlt, findet Halt im Glauben. Eine andere Schülerin glaubt, einen zweiten Täter gesehen zu haben und verzweifelt darüber. Sie wird krank, leidet noch heute unter Angstzuständen und Alpträumen. In dem Film kommt auch ein Lehrer zu Wort, der nur durch Zufall überlebt. Ein Notarzt, der nicht helfen durfte und ein Rechtsanwalt, der über die Akten aufarbeitet, was seiner Frau passiert ist.
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