Nagelsmann kontert Fragen: Jamal statt Yamal und der kneifende Rüdiger | Deutschland - Spanien
Julian Nagelsmann sprach im Vorfeld des EM-Viertelfinals gegen Spanien lieber über seinen Spieler Jamal Musiala als über Lamine Yamal vom Gegner. Außerdem wisse der Bundestrainer nichts von Kneif-Attacken seines Abwehr-Chefs Antonio Rüdiger. Das Spiel habe allein durch die Turnier-Situation genug Brisanz.
Auch wenn es schon fünf Jahre her ist: Ilkay Gündogan kann sich noch gut an die ersten Wochen von Rodri bei Manchester City erinnern. Nach jeder Trainingseinheit stand der Spanier damals noch mit seinem Trainer Pep Guardiola zusammen und diskutierte über das Spiel. Es waren angeregte Debatten zweier - im positiven Sinne - Fußball-Nerds. Und ein Schlüssel für die weitere Karriere des Sechsers.
"Es ist unfassbar, was Rodri für eine Entwicklung genommen hat", sagt Gündogan, der mittlerweile für den FC Barcelona spielt, über seinen früheren Mitspieler. "Rodri hat damals dazugelernt und sein Spiel perfektioniert. Als Holding Midfielder sucht er heute seinesgleichen. Er ist als Sechser der beste Spieler der Welt." Am Freitag treffen beide im Viertelfinale der EM direkt aufeinander. Es ist eins der Schlüsselduelle der Partie zwischen Deutschland und Spanien, die für viele das vorgezogene Finale dieses Turniers ist.
Die Werte Rodris bei dieser EM bestätigten Gündogans Einschätzung: Der 28-Jährige kommt pro Partie im Schnitt auf 104 Ballkontakte, nur Toni Kroos (126) und der bereits ausgeschiedene Italiener Jorginho (109) kommen auf einen besseren Wert. Mit einer Passquote von 93,5 Prozent führt er die interne Rangliste der Spanier an. Auch seine Zweikampfquote von 69,6 Prozent und sechs von acht gewonnenen Kopfballduellen unterstreicht seine Extra-Klasse.
Ein Tor erzielte der spanische Stratege ebenfalls bereits: Beim 4:1-Sieg über Georgien im Achtelfinale traf er zum wichtigen Ausgleich - nachdem er sein Team zuvor zu mehr Ruhe ermahnt hatte. Nicht umsonst gilt Rodri in Spanien als Ordnungshüter seiner Teams.
Doch auch Gündogan muss ich nicht verstecken: Der deutsche Kapitän, der vor Turnierstart noch in der öffentlichen Kritik stand, traf gegen Ungarn und bereitete zwei weitere Tore vor. Auch seine Passquote (87,1 Prozent) ist stark. Dass er deutlich weniger Ballkontakte (im Schnitt 47 Kontakte pro 90 Minuten) hat als beispielsweise Rodri, ist zumindest zum Teil mit seiner offensiveren Position zu erklären - doch es würde seinem Team fraglos helfen, wenn er diese Quote am Freitag in die Höhe schrauben könnte.
Denn es wird im bisherigen Topduell dieses Turniers darauf ankommen, wer wie den Ball kontrolliert - und wie die andere Mannschaft in den Phasen zurecht kommt, in denen sie nicht am Ball ist. Was beide Teams von Natur aus eher nicht mögen. Gündogan und Rodri werden auch dabei Schlüsselrollen spielen.
An sein Karriereende allerdings denkt Gündogan noch nicht. Anders als Toni Kroos, den zweiten großen Strategen in der DFB-Elf, der seine Fußballschuhe nach der EM ein für alle Mal auszieht. Gündogan steht beim FC Barcelona noch bis 2025 unter Vertrag. Dass er nach der EM aus der Nationalelf zurücktritt, gilt als Option. Gündogan selbst sagt dazu: "Den Gedanken habe ich noch nicht gehabt." Der Fokus ist derzeit woanders: Auf dem Viertelfinale gegen Spanien - und dem, was danach noch kommen soll.
"Ich bin froh, dass ich bisher gute Leistung gezeigt habe und hoffe, dass ich das noch in drei weiteren Spielen machen darf. Weil wir das irgendwo auch verdienen, jetzt hier im Viertelfinale zu sein. Wir sind eine tolle Truppe, haben einen tollen Trainer und ein tolles Team hinter der Mannschaft", sagt der eher stille Anführer des DFB-Teams. "Es funktioniert bislang sehr gut. Mit den Fans, der Atmosphäre und der Stimmung in Deutschland. Das ist eine extrem schöne Seite des Turniers. Und das möchten wir bis zum Ende beibehalten und genießen können." Dafür benötigt die deutsche Mannschaft einen starken Gündogan. Und einen Sieg über Rodri und seine Spanier.
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