Mercedes Drive Pilot – Automatisiertes Fahren bis 60 km/h? Kommt das autonome Fahren jetzt doch endlich? Beim Mercedes EQS und dem Verbrennerbruder, der S-Klasse, zumindest ein bisschen. Drive Pilot heißt das Ganze und funktioniert schon recht gut, allerdings nur unter spezifischen Bedingungen. Unser Chefredakteur Frank Kreif konnte den Drive Pilot in Berlin nun einmal testen.
Um Fristgerecht mit dem Fall der Sperrfrist online zu gehen, zeigen wir euch nun die Funktion in der aktuellen S-Klasse. Im rein elektrisch angetriebenen EQS ist die Funktionsweise gleich.
Nachdem vor gut zehn Jahren so ziemlich jeder Hersteller die ersten Showcases in Sachen Autonomem Fahren gezeigt hatte, ist es ziemlich lange ruhig gewesen. Das hat durchaus auch Vorteile, denn die notwendige Technik konnte sich in diesem Zeitraum ganz ordentlich weiterentwickeln, sodass man heute auf (Groß-)Serienbauteile zurückgreifen kann. Nicht viel weiter ist man hingegen bei den rechtlichen Rahmenbedingungen, die – zu Recht – höchst anspruchsvoll sind. Die Folge: Der EQS kann selbsttätig fahren, allerdings nur auf Autobahnen, bis maximal 60 km/h und dann in Stausituationen. Es muss ein vorausfahrendes Fahrzeug geben und die aktuelle Route darf auch nicht durch Tunnel führen. Klingt kompliziert? Ist es irgendwie auch. Für den Fahrer allerdings nicht, denn diesem signalisiert der EQS durch zwei weiße Kontrollleuchten im Lenkrad, wenn der Drive Pilot verfügbar ist. Dann gilt es, eine der zugehörigen Tasten zu drücken, das Ganze noch kurz mit einer der OK-Tasten am Lenkrad zu bestätigen und schon kann man den Mercedes fahren lassen.
Und das macht dieser dann wirklich autonom entsprechend dem sogenannten Level 3. Dieser besagt, dass der Fahrer die Verantwortung abgeben darf, aber diese auch jederzeit auf ein Zeichen wieder übernehmen können muss. Das bedeutet, am Handy Nachrichten schreiben oder einen Film schauen ist erlaubt. Sich zurückzulehnen und zu schlafen hingegen nicht. Daher wird der Drive Pilot auch deaktiviert, wenn man die Sitzverstellung zu lange betätigt, um zum Beispiel in Liegeposition zu gehen. Auch dann, wenn die Strecke durch einen Tunnel führt oder man sich der gewünschten Ausfahrt nähert, muss man wieder selbst die Kontrolle übernehmen.
Der Drive Pilot benötigt für seinen Job nochmals deutlich mehr Sensorik als der ohnehin schon gut mit Assistenzsystemen bestückte EQS oder die konventionell angetriebene S-Klasse. Zum einen ist das der LiDAR-Sensor, der die Signale des Radars und der Stereokamera als dritter Sensor ergänzt. Das System führt dann immer eine Mehrheitsentscheidung durch: Mindestens zwei Systeme müssen die gleichen Infos über Umgebung und andere Fahrzeuge übermitteln, um entsprechend zu reagieren.
Auch zur Positionsbestimmung kommt neue Technik zum Einsatz. Die spezielle Satelliten-Antenne, die in einer Wulst am hinteren Fahrzeugdach untergebracht ist, wertet nicht nur das gewöhnliche GPS-Signal aus, sondern auch den europäischen und präziseren Wettbewerber Galileo sowie das russische System GLONASS. Die seitlichen Kameras, die sonst beim Einparken helfen, tracken mit Drive Pilot die genaue Position der Fahrbahnmarkierungen und können so im Stau die präzise Positionierung ermöglichen, um eine Rettungsgasse freizuhalten. Ebenfalls speziell für solche Situationen gibt es im autonom fahrenden EQS eine rückwärtige Kamera oberhalb der Scheibe, die nichts anders macht, als nach Warnsignalen wie Blaulichtern Ausschau zu halten, um entsprechend zu reagieren. Für dieses Szenario werden übrigens auch die bereits vorhandenen Mikrofone im Innenraum genutzt, um Sirenen zu detektieren.
Ist ein bisschen autonom genug? Angesichts des noch eingeschränkten Nutzungsszenarios muss jeder EQS oder S-Klassen-Kunde für sich selbst entscheiden, ob ihm das System den Aufpreis von immerhin 5.000 Euro wert ist. Beim EQS kommen dann noch 2.430 Euro für das Fahrassistenz-Paket Plus hinzu. Fairerweise muss man sagen, dass die Hardware, die man dafür bekommt, sehr aufwändig ist. Perspektivisch kann das System über Updates „aufgebohrt“ werden, wenn der Gesetzgeber entsprechende Möglichleiten bietet. Insofern ist es möglich, dass ein entsprechend ausgestatteter EQS in Zukunft auch alleine 100 km/h auf freier Autobahn fährt, womit wir dann wirklich autonomes Fahren genießen können. Aktuell ist Drive Pilot eine sehr luxuriöse Stau-Entlastung. Und ein verdammt faszinierendes Stück Technik.
Jetzt aber die Frage an euch, wäre das ein Feature für euch? Könnte der Drive-Pilot euch im Alltag entlasten? Schreibt uns eure Meinung doch gerne in die Kommentare und hinterlasst auch gerne ein Like und ein Abo. Liebe Grüße aus der Electric Drive Redaktion, bis zum nächsten Video.
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