Lina sinniert über ihren abwesenden Mann Edi, der, wie immer, im Wirtshaus sitzt. Sie denkt auch viel an ihren Nachbarn Otti, den sie gern hat, respektive hatte, denn Otti ist vor einem Jahr gestorben. Und nun fürchtet sie, Edis immer häufigere Hustenanfälle könnten ein Zeichen dafür sein, dass er ebenfalls erkrankt ist. Mit Hustenanfällen hatte es nämlich auch bei Otti angefangen und der hat seinen Krebs sicher vom Stumpenrauchen bekommen. Edi raucht trotzdem weiter wie bisher, zwei Päckli im Tag. Aber zum Doktor will er auf gar keinen Fall. Fernsehen mag Lina heute nicht, sie spielt lieber ein bisschen mit Miggi, der zugelaufenen jungen Katze, und hängt ihren Gedanken nach: dass sie den Winter durch zu wenig Bewegung hat, aber dass man sie trotzdem nicht ins Altersturnen bringen würde, genauso wenig wie Edi zum Arzt, dass Edi eigentlich ein Egoist ist, dass sie Edi nie aus dem Wirtshaus holen könnte, wie dies andere Frauen machen, denn Edi hat ihr gedroht, sie hole ihn nur einmal, dass sie wieder mal Liseli anrufen könnte, die seit 20 Jahren ihre invalide Schwester pflegt und dafür auf Mann und Kinder verzichtet hat, sich aber immerhin jedes Jahr eine grosse Reise gönnt. Frau Häberli hat ihr von einem Bräutigam erzählt. Sie kenne ihn auch, jenen, der vor der Trauung in den Wald geflohen sei. Wieso leben eigentlich so viele Menschen im Geist mit jemand anderem zusammen als mit dem eigenen Ehepartner, fragt sich Lina. Da hatte es Liz Taylor einfacher. Die stellte ihre Männer einfach vor die Tür, wenn es ihr zu blöd wurde. Für Lina ist die Ehe mit Edi Schicksal, dagegen kann man nichts tun. Von Otti, den sie immer gemocht hat, bleiben ihr die Erinnerungen. Wie sie zum Beispiel mit ihm zusammen eine Kuh ins Schlachthaus bringen musste und sich diese mitten in der Stadt einfach hingelegt hat und partout nicht mehr weiter wollte. Wie sie sich um Otti gekümmert hat, als dieser vom Krebs immer schwächer wurde. Wie Otti gelitten hat, als Fani, sein letztes Pferd, verkauft wurde.
Der Solothurner Autor Ernst Burren bleibt in seinen Geschichten ganz nah am Schweizer Alltag und schafft es, dass man scheinbar Bekanntes neu entdecken kann. Stephanie Glaser schrieb er den Monolog 'Näschtwermi' auf den Leib. Eine der grössten Rollen der Schauspielerin. SRF hat das Stück 1992 im Theater Tuchlaube Aarau aufgezeichnet.
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