„Man konnte es nicht fordern, man konnte es hoffen“ - DFB Team holt Remis gegen Niederlande
Nach dem klaren Erfolg gegen Ungarn traf die deutsche Nationalmannschaft in Amsterdam auf deutlich größere Widerstände, bewies nach dem frühesten Gegentor seit 50 Jahren aber Comeback-Qualitäten und erarbeitete sich ein am Ende leistungsgerechtes Remis gegen starke Niederländer.
Was sich bereits im Abschlusstraining am Montag angedeutet hatte, bewahrheitete sich tags darauf. Wegen einer Reizung in der Achillessehne konnte Julian Nagelsmann nicht auf Mittelstürmer Füllkrug zurückgreifen, der im Rahmen des 5:0-Kantersiegs gegen Ungarn noch den ersten DFB-Treffer erzielt hatte. Stattdessen entschied sich der Bundestrainer entgegen vieler Erwartungen anstelle von Beier für Undav, der dadurch im vierten Länderspiel zum Startelfdebüt kam.
Auf der Gegenseite verzichtete Bondscoach Ronald Koeman ebenso auf größere Änderungen. Einzig Ajax-Akteur Brobbey durfte im Vergleich zum erfolgreichen Start in die Nations League (5:2 gegen Bosnien-Herzegowina) für Manchester Uniteds Zirkzee beginnen.
Von Beginn an wirkten die Niederländer dann frischer, mutiger und setzten die DFB-Elf bereits ab der 1. Minute akut unter Druck. Als Tah und Schlotterbeck dann wenige Augenblicke später viel zu weit aufgerückt waren, nutzte Gravenberch diese Gelegenheit eiskalt aus und schickte Reijnders allein auf weite Flur. Der blieb vor ter Stegen cool und schob zur frühen Führung ein (2.).
Deutschland, das sich auch nach dem Gegentreffer nicht so wirklich zurechtfand und von der sehr guten Stimmung in der Amsterdamer Johan Cruijff ArenA beeindruckt schien, kombinierte sich nach zehn Minuten zwar endlich mal an den Elftal-Strafraum, doch mehr als ein Außennetz-Schuss von Havertz sprang zunächst nicht heraus (11.).
Stattdessen glänzten die Hausherren besonders im Umschaltspiel und zeigten der zeitweise überforderten deutschen Defensive die Grenzen auf. Beim Kopfball des freistehenden Dumfries hatte die Nationalelf Glück, nicht den zweiten Gegentreffer zu kassieren (15.).
Nach weiteren Oranje-Gelegenheiten für den stark aufspielenden Bundesliga-Legionär Xavi (20.) und Brobbey, dessen Schuss von Tah (22.) abgeblockt worden war, zog das DFB-Team die Partie langsam aber sicher auf die eigene Seite. Bei 64 Prozent Ballbesitz nach einer halben Stunde fehlten zwar immer noch die klaren Möglichkeiten, in Minute 38 schlugen die Gäste aber zu. Nachdem Verbruggen zunächst einen abgefälschten Schuss von Wirtz geblockt hatte, traf Undav per Direktabnahme unter die Latte und erzielte damit sein erstes Länderspieltor.
Doch damit nicht genug im ersten Durchgang: Die DFB-Auswahl wollte mehr und drängte die Elftal noch in der Nachspielzeit in die eigene Hälfte. Wie schon beim 1:1 sah erneut Ex-Bayern-Abwehrmann de Ligt überhaupt nicht gut aus und ließ Undavs Zuspiel auf Kimmich passieren, der im Anschluss keine Probleme hatte, zum zweiten Tor für die Nationalelf einzuschieben (45.+3).
Nach dem Seitenwechsel kam Anton für den vorbelasteten Tah in die Partie, doch Deutschland war zunächst ausschließlich in der Defensive gefragt. Weil sich die Mannen von Nagelsmann aber mehrfach nicht befreien konnten und Musiala dann auch noch leichtfertig am eigenen Sechzehner herumtrickste, bestrafte Oranje die Nationalelf mit dem Ausgleich, den Dumfries nach Brobbeys Zuspiel mit einem Schuss ins leere Tor markierte (51.).
Anders als nach dem ersten Gegentor, das für die DFB-Auswahl das früheste seit 50 Jahren gewesen war, zeigten sich die Deutschen unbeeindruckt und wären beinahe durch Havertz erneut in Führung gegangen. Weil der aus kurzer Distanz allerdings drüber schoss, blieb es zunächst beim 2:2 (52.). Nach einem Dreifach-Tausch von Nagelsmann (Can, Pavlovic und Beier für Andrich, Groß und Undav) wurde das Spiel etwas langsamer und brauchte etwas Zeit, um wieder in Fahrt zu kommen. Erst in der 71. Minute hatte Raum die erneute Gelegenheit, das DFB-Team wieder in Führung zu bringen, der Kopfball des Linksverteidigers schnellte aber knapp drüber.
Danach war die Luft draußen, wobei beide Kontrahenten sich nicht mit dem Unentschieden zufrieden gaben und besonders die Nationalelf auch noch in der Nachspielzeit in die niederländische Hälfte drängte. Das sollte aber alles nichts mehr helfen - und so stand am Ende ein leistungsgerechtes Unentschieden auf der Anzeigetafel in Amsterdam, bei dem sich beide Mannschaften phasenweise auf sehr hohem Niveau begegneten und dem Zuschauer zeitweise Spektakel boten.
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